Vorab noch ein paar Fotos aus der Zeit des vorherigen Eintrages. Manchmal tausche ich erst später die Bilder mit
anderen Reisenden, die ich euch natürlich auch nicht vorenthalten möchte.
Sonnenuntergang in Thakhek |
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Nur mutige Affen werden satt |
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Wasserfällchen |
Ein Blick auf mein Handy verrät mir, das es
langsam eng wird. Es ist 18:17 Uhr und ich sitze immernoch im Tuktuk zur Khao San Road in Bangkok. Ich sollte schon vor einer Viertelstunde am Treffpunkt gewesen sein, doch in der Stadt der Engel
ist heute das Lichterfest und noch mehr Betrieb als sonst. Der Tuktukfahrer hat anscheinend nichts mehr zu verlieren, er toppt meine bisherigen Erlebnisse um Längen. Gegenverkehr oder
Bürgersteig, rot oder grün, wo ist da schon der Unterschied? Er quetscht sich erneut in eine Lücke vor einem uralten Linienbus, um den Gegenverkehr nicht komplett zu blockieren und ich muss an
die Reportage denken, die ich vor Antritt meiner Reise über Bangkok gesehen habe. Darin wurde von sogenannten Seelensammlern berichtet, die Tote und Verletzte von Unfällen gegen Provision an die
zuständigen Institutionen liefern – Krankenwagen gibt es hier nicht. Ich suche in meinem Rucksack nach meinem Busticket nach Chomphon, um eventuell eine Telefonnummer zu finden, als der
Tuktukfahrer bei Vollgas den zweiten Gang reinprügelt, was mich fast aus der Blechbüchse kegelt. Ich gebe die Suche auf und lehne mich zurück – jetzt ist es sowieso zu spät. Ein letztes Mal lasse
ich die heute umso beeindruckendere, pulsierende Stadt auf mich wirken und denke an die letzten Tage zurück.
Vor nicht einmal einer Woche hatten wir uns von Pakxe in
Richtung 4000 Islands aufgemacht. Ein Zwischenstopp gab es bei einer interessanten, den Berg hinaufsteigenden Tempelanlage. Sie ist irgendeinem Gott der Potenz gewidmet, weshalb der Berg auch
Mount Penis genannt wird. Unter Anderem war dort ein Stein, auf dem einmal jährlich Menschen geopfert wurden. In einer Aussparung in Krokodilform wurde ihnen der Kopf abgetrennt -Religion ist
doch was feines. Ich wusch mich außerdem in heiligem Wasser, kann aber bisher noch kein erhöhtes Agressionspotenzial oder Dummheit feststellen.
Wir erreichten schließlich Don Det, eine Insel
am Mekong. Mein Bungalow dort kostete mich umgerechnet 2,50 Euro. Abends besuchten wir die gemütlichen Bars, welche auf Holzstelzen im Fluss standen und versuchten, etwas zu Essen zu bestellen.
Das war nämlich gar nicht so einfach, da der Kellner nicht wirklich nüchtern war. „Hellooohooh, what can i shubidoo für youu?“ Er empfahl uns schließlich die hausgemachten Happy-Shakes aus
garantiert hochwertigem, auf der Insel angebauten Hanf. Wir schafften es aber am Ende doch irgendwie, einen Burger zu bestellen, zu welchem sich wenig später Lao-Whiskey für umgerechnet einen
Euro pro Flasche gesellen sollte. Der Abend wurde länger und länger, und um 23:30 schlossen wie überall in Laos alle Lokale. Das klingt für deutsche Verhältnisse viel zu früh, doch muss man
bedenken dass hier bereits um 5 der Sonnenuntergang beginnt und sich daher alles ein wenig nach vorne verschiebt. Mit einer Gruppe aus etwa 25 Gleichgesinnten aus aller Welt ging es schließlich
an einen kleinen Strand am Mekong, wo spontan ein Lagerfeuer gemacht und die Gitarre ausgepackt wurde. Der Himmel war klar und von Sternen übersäht. Ich unterhielt mich mit einem Mädel aus New
York, während 5 Leute gleichzeitig zum erstaunlich guten Klang der Gitarre improvisiert sangen. Die Atmosphäre an diesem genialen Abend war unvergleichlich. Irgendwann wurde das Feuer kleiner,
und die Party wurde in den lauwarmen Mekong verlegt. Als ich mich klatschnass und halb nackt zum Bungalow schlich war es bereits wieder hell, was nur eine Stunde Schlaf vor dem längsten Reisetag
seit langem bedeuteten sollte.
Um 8 Uhr trete ich schließlich meine Reise nach
Siem Reap an. Ursprünglich wollte ich auch Pnom Penh besuchen, aber dafür fehlt mir leider die Zeit. Zunächst läuft alles nach Plan, ein Boot bringt uns zum Sammelpunkt, wo ich Madlen und
Christine aus Leipzig kennenlerne. Wir füllen die Visa-Anträge aus und ein Fahrzeug, welches offiziell „Bus“ genannt wird bringt uns zur Grenze Kambodschas. Es liegt schief auf der Straße, ist
gleichzeitig stolze Mikrowelle und während der Fahrt springt die Tür auf -aber es fährt. An der Grenze hält man uns ein weißes Gerät an den Hals, welches die Körpertemperatur misst. Ich bin mit
36,5 Grad von Natur aus cool unterwegs, aha. Das ist dann also die kostenpflichtige Gesundheitsüberprüfung. Nach etwa zwei Stunden werden wir in einen Bus gesteckt und fahren gen Südwesten. Es
kommt immer wieder zu Verspätungen, da die sechsköpfige Bordcrew nicht wirklich organisiert ist. Christine und Madlen müssen auf Rollern zu einem Geldautomaten gebracht werden, da ihr Ticket
spontan 15 Dollar teurer geworden ist. In Kambodscha wird übrigends mit US-Dollar bezahlt, nur bei kleineren Beträgen unter einem Dollar kommen die offiziellen Riel-Scheine zum Einsatz. Die Crew
hat anscheinend nur Dollarzeichen auf den Augen, was auch erklärt warum absolut jedes Schlagloch mitgenommen wird. Andauernd hält der Bus an und ein Kambodschaner springt raus, um nachzusehen ob
noch alles da ist wo es hingehört. Ab und zu stirbt auch der Motor ab, und nach kurzer Pause wird das Kühlwasser nachgefüllt. Ich bin ein wenig schlecht gelaunt, da es bereits seit 3 Stunden
einen Lunch-Stopp geben sollte, und jedes mal wenn ich danach fragte die Antwort „one hour.“ bekam. Gegen 4 Uhr schließlich verabschiedet sich der Heckmotor mit einem lauten Glucksen und wir
bleiben mitten im Nirgendwo stehen. Keiner weiß was los ist, und der Großteil der Bordcrew legt sich für ein Nickerchen quer über die Gepäckstücke. Nur einer hämmert wie verrückt mit einem
Gummihammer auf dem Tank herum. Knapp zwei Stunden später kommt schließlich ein Kambodschaner mit seinem Roller vorbei, in seinen Armen ein Kanister voll Benzin. Erst jetzt wussten wir, dass es
lediglich am Benzin gemangelt hat. Kann ja mal passieren, sind ja schließlich auch nur 6 Mitarbeiter an Bord. Aber es geht endlich weiter, und bis zum Lunch-Stopp kann es nun wirklich nicht mehr
weit sein. „Sorry, how far LUNCH-Stopp?“ -“one hour.“ Wer mich kennt weiß, dass die Lebensqualität in meiner näheren Umgebung rapide sinkt, wenn ich nichts zu essen bekomme. Ich bin mir relativ
sicher, dass seine Wangenmuskeln mehrfach gezuckt haben, während ich ihm unter tödlichen Blicken erklärte das mich seine Antwort nicht wirklich zufrieden gestellt hat. Als wir wenig später bei
einer Bude hielten, die „Essen“ verkaufte, war es bereits stockfinster.
Ich leihe mir noch 40 Dollar von Tom und Else,
die von nun an leider Richtung Pnom Penh weiter reisen und steige in den Bus nach Siem Reap. Um 4 Uhr morgens – 8 Stunden später als geplant – hält der Bus schließlich an einer Busstaion vor Siem
Reap. Es sei zu spät um ins Zentrum zu fahren, und wir sollten jeder 2 Dollar für ein Tuktuk bezahlen. Das ist eine bekannte Masche, um den Touristen noch mehr Geld abzuzocken. In solchen
Situationen sollte man die Einheimischen im Bus fragen und gegebenenfalls einfach sitzen bleiben. Davon gibt es allerdings heute nicht sehr viele und plötzlich ist der Bus leer. Einige mehr oder
weniger sachliche Diskussionen später lassen wir die Aasgeier von der Busgesellschaft links liegen und suchen uns einen anderen Tuktukfahrer, der uns für einen Dollar ins gewünschte Hotel fährt.
Nach einer Nacht im 6er Dorm teile ich mir das Zimmer mit Leeni aus Bielefeld, die in der gleichen Situation ist wie ich, nur einen Tag Zeit für Angkor Wat zu haben.
Nach erneut nur einer Stunde Schlaf machen wir
uns also mit Leihfahrrädern auf den Weg um die gigantische Tempelanlage zu besichtigen. Angkor Wat ist einfach irre, man bräuchte wohl Wochen um alles zu sehen. Jahrhunderte lang hat man Unmengen
von Steinblöcken 40km den Fluss hinauf transportiert und prachtvolle Pyramidentempel errichtet. Auch wenn heute nur noch das Skelett der Anlage übrig ist, kann man dessen ehemalige Pracht
erahnen.
Unter Anderem schauten wir uns das „größte Puzzle der Welt“
an – Die Aufzeichnungen der Fundorte aller Steine des Tempels fielen einem Krieg zum Opfer. Wer mehr über Angkor Wat wissen will muss den Wikipediaartikel lesen, denn das würde diesen Blogeintrag
sprengen. Nach Ta Keo und Angkor Thom schauten wir uns den Sonnenuntergang vom Phnom Bakheng an. Für den Haupttempel musste ich Leeni mein durchgeschwitztes T-Shirt leihen, da keine
Schulterfreien Kleider oder Wickeltücher erlaubt waren. Trotz Müdigkeit hatten wir sehr viel Spaß, da wir uns bestens verstanden haben und es auf dem riesigen Gelände immer wieder etwas neues zu
entdecken gab. Angkor Wat stimmte mich nachdenklich, gehören doch solche Anlagen zu den wenigen Dingen, die man auch 3000 Jahre später nicht mit einfacheren Mitteln reproduzieren kann. Zu viele
Lücken der Wissenschaft, die die Menschen sich mit Religion erklären wurden bis heute geschlossen. Nicht mal ein Zwanzigstel des Aufwandes, welchen man heute im Vergleich zu damals vielleicht zur
Errichtung einer derartig gewaltigen Anlage brauchen würde, nehmen die Menschen auf sich. Wie das wohl in weiteren 2-3000 Jahren aussieht?
Die Busfahrt von Siem Reap nach Bangkok war ähnlich
abenteuerlich wie die vorhin beschriebene. An der Grenze wurde uns ein blaues Viereck aufs T-Shirt geklebt und wir wurden ein wenig wie Schafe behandelt. Wir standen stundenlang in
Warteschlangen, während andauernd Schweinetransporter und total überladene Handkarren an den Menschenmassen vorbei zogen. Etliche riesige Schilder weisen darauf hin, dass Drogenschmuggel mit dem
Tod bestraft wird. Mehr oder weniger zufällig hat man Leeni und mich in Thailand wieder aufgesammelt und wir teilten uns schließlich ein Zimmer in meinem alten Hostel, welches ich ja schon
beschrieben hatte. Sie fliegt am nächsten Tag nach hause, und ich besorge mir ein Busticket nach Koh Tao für den nächsten Abend. 6 Uhr, das sollte doch machbar sein.
Der Tuktukfahrer schiebt unser Gefährt an dem äußersten
Fahrstreifen vorbei, was der Gegenverkehr mit lautem Hupen verurteilt. Immer wieder schlägt er mit grimmiger Miene in die Luft vor seiner Windschutzscheibe. Erneut versucht er, den Preis zu
erhöhen. „My friend, today 150!“ -“Nooo, we said 120...“. Als wir endlich an der Khao San Road ankommen ist es schließlich kurz vor 7. Der Bus ist wohl längst weg, und falls nicht werde ich
bestimmt nicht hungrig einsteigen -Man lernt ja dazu. Ich kaufe mir nach einem Snack ein neues Ticket und genieße in den letzten Stunden vor der Abfahrt das rege Treiben in der Metropole. Der
Fluss ist hell erleuchtet und bunt blinkende Schiffe spielen laute Musik, während unzählige Himmelslaternen in die Dunkelheit hinaufsteigen. Der Bus brachte mich schließlich über Nacht zur Fähre
nach Koh Tao, wo ich heute morgen angekommen bin. In Kürze gibt es noch eine kleines Fazit der Stray-Reise, bevor ich dann wahrscheinlich schon aus Australien von meiner letzten Woche in Asien
berichten werde.
Greez, Flo
Mehr Infos zum Reisen mit Stray findet ihr hier: Reisen mit Stray
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