Ab in die Tropen

Hallöchen! Hier meldet sich mal wieder euer mittlerweile doch recht bärtige Interkontinentalstreuner mit einem bilderreichen Blogeintrag zu Wort. Also genau das richtige für meine lesefaulen Freunde daheim.

Mein letzter Eintrag kam ja aus Alice Springs. Sad Alice, wie der Ort auch oft genannt wird, ist offenbar nicht der perfekte Ort, um im Auto zu schlafen. Viele Aborigines haben traurigerweise kaum Perspektiven und lungern regelrecht auf den Straßen herum. Nicht wenige von ihnen sind quasi dauerhaft auf Alkohol oder anderen Drogen und haben nichts mehr zu verlieren - Uns ist schon die Eine oder andere Horrorgeschichte von Überfällen und Vergewaltigungen zu Ohren gekommen. Dementsprechend lange dauerte unsere Suche nach einem tauglichen Schlafplatz. Leider hatten wir an diesem Abend wohl keine gute Nase, da wir uns offenbar genau auf den Treffpunkt einer Straßengang gestellt hatten. Es wurde an die Wagen uriniert, Autos wurden nach sichtbaren Wertsachen oder unabgeschlossenen Türen abgesucht und man hat an unsere Scheibe geklopft, um uns diverse Substanzen anzubieten oder danach zu fragen. Wir entschieden uns schließlich dazu am nächsten Morgen sehr früh aufzubrechen, bevor wir noch in eine *hust* Abofalle tappen.


Nördlich von Alice Springs wird der Stuart Highway zunehmend lebendiger. Pflanzen kämpfen sich durch den roten Sandboden und unzählige Raubvögel stellen tote Kängurus am Straßenrand auf die Zerreißprobe. Ich habe mich ein wenig erschrocken, als plötzlich ein gewaltiger Bulle auf der Straße stand. So ein Riesenvieh hab ich noch nie gesehen! Es schaute nicht wirklich freundlich und war wahrscheinlich etwa genauso schwer wie unser Onkel Ludwig – ich wollte es nicht drauf ankommen lassen und fuhr rasch weiter. 


Noch vor Sonnenuntergang erreichten wir schließlich die Devils Marbels / Karlu Karlu. Diese gewaltigen, durch Hämatit rötlich gefärbten Granitkugeln entstanden im Laufe der Jahre durch Wollsackverwitterung – oder es sind Eier der Regenbogenschlange aus der Traumzeit, wenn man den Aborigines glauben schenken möchte. Die halbe Nacht verbrachte ich damit, mit Daniel aus Deutschland so ziemlich jeden möglichen Felsen zu erklimmen. Am nächsten Morgen standen wir früh auf, um uns die Murmeln im Sonnenaufgang anzuschauen. Was für Farben!


In der folgenden Nacht hatte ich mal wieder Einen dieser unerwarteten, australischen Wow-Momente. Wir nächtigten wir auf einem kleinen Seitenstreifen am Rand des schier endlosen Highways. Als alle Anderen bereits im Bett / Zelt waren stellte ich mich in die Mitte der Straße und wartete. Das tolle daran war, dass es einfach totenstill war – so still wie es in Deutschland nie werden könnte. Es war absolut rein gar nicht zu hören. Irgendwann konnte ich ein leises, entferntes Summen wahrnehmen. Es dauerte schließlich noch etwa 10 Minuten bis der riesige, bunt beleuchtete Roadtrain flackernd am Horizont auftauchte und an mir vorbei brauste. Es ist schwer diesen Moment zu beschreiben, aber es war einfach eine wahnsinnig tolle Atmosphäre.

Es geht weiter und weiter und weiter
Ab und zu kommt ein Haus vorbei
Dönertier beim Yoga

Möp! Hunger!
Am nächsten Tag erreichten wir die Bitter Springs bei Mataranka – ein absoluter Pflichtstopp auf dem Weg gen Norden. Wir stiegen aus dem Auto aus und uns wurde bewusst, das wir die tropische Zone erreicht hatten. Endlich wieder Sonne, Palmen und leicht bekleidete Mädels der Geruch von Sonnencreme! Bitter Springs ist eine natürliche Thermalquelle mit 34 Grad warmem Wasser. Man kann sich von der Strömung treiben lassen, wobei man oft nur einen halben Meter unter großen Spinnen ist, die quer über das Flüsschen beeindruckende Netze gebaut haben. Hier trafen wir noch Manuel und Nora, sodass wir von dort an schon zu sechst unterwegs waren – Daniel und seine Beifahrerin (Die so langweilig war, dass ich den Namen bereits vergessen habe) waren auch noch im Schlepptau. Wir planschten und planschten Stundenlang, bis meine Hände aussahen wie die Füße von Gollum. 

Ist die Hülle auch dicht...?



Nach kurzem Zwischenstopp in Katherine, wo ich lustigerweise die beiden Jungs wiedertraf, mit denen ich mich in den Grampians abgeseilt hatte, erreichten wir schließlich die berühmte Katherine Gorge. Die Schlucht ist zwar von Touristen überlaufen, aber tatsächlich malerisch schön. Man sitzt am Abgrund und hat das Gefühl, man würde in ein perfekt bearbeitetes Bild aus irgendeinem Katalog schauen. In einigen Bäumen hingen hunderte Flughunde und machten einen Höllenlärm. 

Nananana nananana Batmaaan!



Der nächste Stopp waren die ebenfalls sehr bekannten Edith Falls. Hier war glücklicherweise deutlich weniger los. Ein Schild wies darauf hin, dass Baden erlaubt sei und man versuche die Gewässer weitgehend frei von den monströsen Salzwasserkrokodilen zu halten, die sich im Winter aber auch eher selten hierher verirren würden. Nur die weniger aggressiven Süßwasserkrokodile gebe es regelmäßig. Beruhigend! Es waren aber auch schon ein paar knackige Mädels im Wasser. Ich bin also sicher, wenn das Kroko einigermaßen Geschmack hat. Nichts wie rein da! Wir schwammen zum Wasserfall und kletterten die Felsen hinauf. Ich konnte es natürlich nicht lassen und versuchte, den deutlich beschwerlicheren Weg direkt im Wasserfall zu nehmen. Es war machbar, aber wirklich nicht einfach. Daniel wollte es mir anschließend gleichtun und hing eine halbe Stunde am Berg, bis er es schaffte. Ich konnte kaum hinsehen – irgendwie bin ich kein gutes Vorbild. Die Edith Falls sind auf jeden Fall einen Besuch wert, wir hatten einen tollen Nachmittag.


Ein Blick auf die Karte zeigt: Darwin ist schon zum Greifen nahe! Wahnsinn, welche Strecke wir in den letzten Wochen zurückgelegt haben. Diese Holztafel habe ich im bekannten Daly Waters Pub gefunden, wo jeder Reisende irgendetwas zurücklässt. Jetzt stellt euch vor, ihr wollt von ganz unten nach ganz oben – mit einem Auto, dass 80 fährt. Vielleicht kann man so diese unfassbare Weite vermitteln, die den Roadtrip auch irgendwie ausgemacht hat.

Wir haben Schweden, die Türkei, Spanien, Rumänien und Norwegen durchquert. Cooool.

Bevor wir nach Darwin fahren wollten Julius und ich noch den bekannten Litchfield Nationalpark besuchen. Der Weg dorthin war unbeschreiblich schön. Nicht wegen der Landschaft, sondern weil sich die vermeindlichen Wolken am Horizont als Rauch entpuppte, der durch nahe Waldbrände erzeugt in der Luft lag. Im Sonnenuntergang hat daher der gesamte Himmel geglüht, während wir als Kolonne auf den großen Feuerball zu tuckerten. Roadtripfeeling pur! 


Der Litchfield NP war schön, doch gemessen am Bekanntheitsgrad eher enttäuschend. Es zeigt sich wieder mal: Das wahre Australien findet man nicht im Katalog. Dennoch planschten wir in Flüssen, genossen entspannte Abende mit Amerikanern am Lagerfeuer und wanderten durch die Natur. Beeindruckend waren vor Allem die gigantischen Termitenhügel. Wir fanden sogar ein Nest eines Laubenvogels – anscheinend eine Art natürliche Müllabfuhr. Die Männchen der Gattung sammeln alles auf, was irgendwie glitzert, und positionieren es vor ihrem Bogenförmigen Nestbau. Kommt ein Weibchen vorbei, nimmt es den beeindruckendsten „Schatz“ und tanzt damit vor dem Weibchen herum, um es zu beeindrucken und sich fortzupflanzen. Ein wenig wie Menschen also. 


Coole Galionsfigur
Erwähnenswert wäre noch unser kleines Offroadabenteuer. Wir waren noch mit Nora und Manuel unterwegs, die nach langer Arbeit auf einer Hühnerfarm das Land mit einem dicken Nissan Patrol namens Milbi bereisen. Der schluckt zwar mehr als das Doppelte von Ludwig, kann aber auch auf „4WD-Only“-Campingplätze fahren. Oder eben kleine Vans aus dem Sand ziehen, die versuchen dorthin zu gelangen bzw. wieder zurück zu kommen. Dank geringem Radstand und Heckantrieb konnte ich unsere Lunchbox zwar über die sandigen Hügel manövrieren, doch an einem steilen und total zerfurchten Bergaufstück hatte ich keine Chance. Uuups! Ich muss jedoch fairerweise einräumen, dass ich dort ohne den Geländewagen im Hinterkopf aber auch gar nicht erst hinunter gefahren wäre. Die Strecke war kurz, aber schlimmer als der Weg zum Doof bei Melbourne. Ein wenig mulmig wurde mir dennoch, als beim Abschleppen mein Seil riss, ich fast gegen einen Baum rutschte und mir eine Parkpatrouille skeptische Blicke zuwarf. Was nun? Manuel hatte noch ein Ass im Ärmel: Irgendein spezielles Seil, was Druck aufbaut und sich dann mit einem Mal zusammen zieht. Genug Kraft also, um Kreuzfahrtschiffe aus dem Treibsand ziehen – Doof nur, dass Ludwig nichtmal eine Abschleppöse hatte. Doch eine andere Chance blieb uns nicht. Ich fummelte das Teil irgendwie an die Aufhängung der Bullbar, Julius und Nora brachten sich in Sicherheit und Manuel gab Gas. Amen! Und siehe da, mit ein wenig Hilfe von Ludwig schafften wir es aus der Kuhle, ehe sich das Seil zu spannen begann. War wahrscheinlich auch besser so... Als kleines Dankeschön kochten wir für Alle eine große Portion Spaghetti mit Tomatensoße und restlicher Frühstückssalami. 


"Hier, nimm mein 4$ Surfseil!"


*ratsch!*



Too easy mate...


Sooo, mittlerweile bin ich in Darwin und sitze mit trommelnden Hippies am Strand. Laub weht bei winterlichen 30 Grad durch die Straßen und raschelt ihn den Ohren, während mein Blick durch Kokosnüsse tragenden Palmen wandert. Julius hat einen Flieger nach Perth genommen. Es war ein unvergesslicher Roadtrip – danke für die tolle Zeit! Und für den Netzadapter den du im Van vergessen hast. Wir sehen uns dann spätestens in Deutschland, wenn wir unseren Onlineshop aufmachen.

In Darwin werde ich mich nun ein wenig entspannen. Die Hostels kosten mindestens 33 Dollar pro Nacht und sind dennoch tagelang ausgebucht. Man merkt, dass die meisten Backpacker noch von den Eltern unterstützt werden oder zumindest Kindergeld bekommen. Aber 1000 Dollar im Monat für ein schäbbiges Bett, Strom und Duschen? Am Strand ist es deutlich besser, und der kostet nichts!

In einer Woche fliegt Magdalena nach Darwin und wir haben einen Monat, um zusammen nach Broome im Nordwesten zu reisen. Danach ist dann mal wieder ein Job fällig. Es tut gut, mal wieder länger an einem Ort zu bleiben und einfach nichts zu tun. Wobei das mit dem Nichtstun auch gelogen wäre... ich werde berichten! 

See ya mates!


Teile diesen Blogeintrag:


Kommentar schreiben

Kommentare: 1
  • #1

    Anna (Donnerstag, 16 April 2015 23:01)

    Geil, was dein Onkel Ludwig alles aushält! Aber wurde ja auch mal Zeit, dass du Glück hast mit deinem Fuhrpark. Wie war das, aller guten Dinge sind drei..? Naja, wie auch immer, auf jeden Fall mal wieder eine klasse Story, die ich schon sehnsüchtig erwartet habe und die sofort während der Controlling-Vorlesung verschlungen wurde. Hach ja, es gibt also doch noch ein echtes Leben da draußen...viel Spaß in Darwin, lass dich nicht von Krokos fressen!