Mein Zuhause |
So, da melde ich mich also wieder, um von unserem Roadtrip nach Cairns zu berichten... nicht. Natürlich kam mal wieder alles anders als geplant. Naja, eigentlich kam alles anders als vermutet – das sinnlose Unterfangen, sich seine nahe Zukunft detailliert auszumalen habe ich längst aufgegeben. Jedoch schwirrte mir eigentlich immer Cairns im Kopf rum. Mit der Route über den Nordzipfel hätte ich nämlich Alles von Australien gesehen, was nicht möglich ist, aber ihr wisst schon wie ich das meine.
Der Highway durch die Eyre Peninsula
Wir verließen Esperance gen Norden. Bevor wir in die unendlichen Weiten der Nullarborebene eintauchen, wollten wir noch einen Abstecher nach Kalgoorlie machen, der berühmtesten Minenstadt Australiens. In Norseman, dem letzten Kaff vor der Leere traf ich doch tatsächlich Fred und Lena aus Carnarvon wieder. Australien ist groß, aber an gewissen Knotenpunkten kommt niemand vorbei. Norseman ist einer davon, auch wenn dessen einzige Attraktion meiner Meinung nach die Handwaschanleitung auf der öffentlichen Toilette der Tourist Information ist. Australien ist und bleibt nun mal ein Nannystate.
Die unbeschreiblichen Blautöne am Horizont sind schwer zu definieren. Wo hört das Meer auf, wo fängt der Himmel
an? Vielleicht wäre es einfacher zu erkennen, wenn ich nicht gerade auf dem Beifahrersitz von Julius' kleinem Allradwagen sitzen herumfliegen würde. Es ist mit Abstand die
härteste Offroadpiste, die wir je gefahren sind. Damit hatten wir dann doch nicht gerechnet - Julius ist nervös. Sein Blick ist angestrengt und er macht Atemgeräusche, die mir sonst nur aus
sehenswerten RTL2-Dokumentationen wie „Junge Mütter“ bekannt sind. Hoffentlich kommen wir hier wieder raus. Und überhaupt, wo sind wir hier eigentlich? Der traumhafte Strand, den uns Paul
versprochen hatte lässt noch auf sich warten. Der nette Australier hatte uns spontan am Chelly Beach angequatscht. „Wanna see paradise?“ Sein großer Toyota hätte beim letzten mal auf der Seite
gelegen, mit zwei Autos sei es doch sicherer und auch lustiger.
Da war ich also plötzlich in Perth, der einsamen Hauptstadt im Südwesten dieses gigantischen Kontinents. Nachdem ich Tom zum Flughafen gefahren habe war es 5 Uhr morgens und bereits hell und auch warm. Einer der heißesten Tage seit Jahren stand vor der Tür, mindestens 44° im Schatten. Ich nutzte also die frühen Morgenstunden, schnappte mir mein Longboard und cruiste in Richtung Stadtzentrum. Vom recht zentralen Kings Park hat man einen herrlichen Ausblick auf die Skyline von Perth und einige Vororte.
Anschließend stand ich vor der unlösbaren Aufgabe, lebend bergab in die Innenstadt zu kommen. Nach einer Nahtoderfahrung im Blumenbeet klemmte ich mir das Board dann doch lieber unter den Arm.
Am Vorabend vor der Abreise habe ich Ludwig noch mal ordentlich sauber gemacht und es gab ein letztes Lagerfeuer in großer Runde im Flussbett des Carnarvon Creek. Dann konnte es endlich losgehen – 5 Monate in und um Carnarvon waren zu Ende. Zunächst fühlte es sich noch so an, als würde man einfach nur Einkaufen fahren und dann wiederkommen. Bis zum 5. Januar waren noch „double days“, an denen es häufig Polizeikontrollen gibt und sämtliche Strafen verdoppelt werden. Wir verließen die Farm am 6. Januar. Die Frage ist ja unter Anderem, ob mein Auto zuerst verreckt oder einkassiert wird. Doch darum machten Tom und ich uns nicht wirklich Gedanken. Fenster auf und Heizung an, dann kommen wir schon irgendwie gen Süden!
Carpet snake im Feld |
Nach Hause telefonieren |
Haset gonn! Da saß ich also mal wieder in meinem Auto und hatte keine Ahnung, wie es weiter gehen sollte. Ein tolles Gefühl! Nein, das ist zur Abwechslung mal nicht ironisch gemeint. Ich beschloss, zunächst das Wochenende abzuwarten, da sowohl David als auch Lyn ja meinten, mir wahrscheinlich einen Job vermitteln zu können. Generell muss man wissen, dass Absprachen, Termine und Versprechen mit und von Australiern mit Vorsicht zu genießen sind. Natürlich war alles nur leere Luft, und am Dienstag war endgültig klar, dass ich wieder auf mich alleine gestellt bin. David hat jedoch freundlicherweise mit einigen Farmern in der Region telefoniert und meine Arbeit angepriesen. Ich bin wirklich froh, damals den Abstecher auf die Manberry Station gewagt zu haben. Vor Allem im Vergleich mit anderen Geschichten, die man von Reisenden so hört war das ein echter Glücksgriff.
NIx geht: Der Sorryshop hat zu |
Mein Zuhause |
Kuckuck! |
Wer hat den Längeren? |
KK, nu Kakadu. Np! |
Jaaaaa, er lebt noch! Offensichtlich habe ich Glück – bisher hatte ich noch keine Begegnung mit Einem der mehr oder weniger niedlichen Schnappis. Daher kann ich euch nochmal ein kurzes Update geben, bevor es in wenigen Tagen wieder auf die Piste geht.
Nach besagtem
unvergesslichem Abend am Ullullurrulurululolu nächtigten wir auf einem nahem Campingplatz in Curtin Springs und gesellten uns zu ein paar
deutschen Mädels an ein Lagerfeuer. Es war extrem lustig, da die Mädels sowas von klotzhohl nicht gerade Rocket Scientists waren, wie Julius so schön sagte. Am nächsten morgen
fehlte außerdem sein Campingstuhl. Er schaute mich ganz verdattert an und sagte, er hätte vorhin im Halbschlaf irgendetwas von wegen „Hää, die Stühle passen nicht mehr rein!“ gehört. Ich bin fast
gestorben vor Lachen. Jetzt sitzt halt immer Einer auf einer Plastikwanne. Als sich mein Bauch ein wenig beruhigt hatte ging es weiter.
Das nächste Ziel hieß Kings Canyon. Beim Tankstopp auf dem Weg wurde mal wieder ein tiefer Griff in den Geldsack fällig – die Abgeschiedenheit machte sich auch in den Spritpreisen deutlich bemerkbar. 2,35 statt 1,45 Dollar für den Liter Diesel, das macht auf Dauer schon einen Unterschied. Gut, dass Ludwig so sparsam ist. Da stört es auch nicht, dass wir ein wenig langsamer unterwegs sind. Wir erreichten schließlich den Watarrka Nationalpark und begannen unsere Wanderung durch und über die berühmte Schlucht. Und was soll ich sagen, der Kings Canyon ist der Hammer. Er gefiel uns besser als der Uluru oder die Olgas. Ich lasse einfach mal die Bilder für sich sprechen..
Long vehicle. no joke. |
Blog schreiben mal anders |
Vorab ein Foto von heute Nacht...
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Moin moin! Ich bin noch immer in Melbourne und war in den letzten Tagen viel damit beschäftigt, an den Autos zu schrauben. Ziel war es, aus den zwei Gurken ein gutes mobiles Zuhause zu basteln. Mein ursprünglicher Plan war dabei, einfach die Kennzeichen und Fahrgestellnummer zu tauschen, da der alte Wagen noch eine gültige Registrierung besaß. Das ist natürlich nicht die feine englische Art, aber man muss sich ja irgendwie zu helfen wissen, wenn einem Schubkarren voller Steine in den Weg gelegt werden.Die kriminelle Energie ist als Backpacker ohnehin größer, als zuhause – Strafzettel werden einfach nicht bezahlt, Waschmaschinen mit Wattestäbchen aktiviert und die Waage an der Selbstbedienungskasse im Supermarkt ist des Backpackers bester Freund. Salami oder Möhren, wo ist da schon der Unterschied?
Das mag man nun für richtig halten oder nicht, so läuft es hier eben, und sollte daher in einem authentischen Reiseblog auch mal erwähnt werden.
Eigentlich wollte ich in diesem Eintrag von meinen Erfahrungen als Vertreter berichten, doch mal wieder kam alles anders. Alles kam anders – so könnte der Titel von fast jedem Eintrag hier lauten. Als Backpacker in Australien kann man wirklich gar nichts planen. Sollte man aber auch nicht, so erlebt man doch schließlich am meisten.
Wenn einen als Backpacker in Australien etwas wirklich richtig nervt, dann ist es die Suche nach einem vernünftigen Job. Die Situation ist noch schlimmer als in den vergangenen Jahren, da das Wetter im Norden verrückt spielt und ohnehin mehr Backpacker als je zuvor unterwegs sind. Mir bleibt allerdings keine Wahl, da ich bei Weitem nicht mehr genug Geld übrig habe um mich mit meinem Auto, was je nach Stimmungslage nach wie vor eine interessante Variation verschiedenster ominöser Geräusche von sich gibt auf den Highway zu wagen und woanders mein Glück zu versuchen. Mein Zuhause für die nächsten Wochen ist daher definitiv Melbourne, und irgendwie muss Geld in die Kasse – soviel steht fest.
Aufenthaltsraum |
Das Basement |
G'day mates! Mittlerweile bin ich seit vier Tagen auf dem Kontinenten am anderen Ende der Welt und beginne, mich so langsam wohl hier zu fühlen. Das erste, was einem schon am Flughafen auffällt, ist die Freundlichkeit der Menschen hier. Der Umgangston untereinander ist einfach viel offener und undistanzierter. Damit meine ich nicht, dass einem fremde Leute direkt an den Hals springen und aus ihrem Leben plaudern, aber Hilfsbereitschaft, Freundlichkeit und Kontaktfreudigkeit sind in diesem Land anscheinend viel deutlicher ausgeprägt. Am Flughafen haben Hunde sämtliches Gepäck nach illegalen Dingen abgesucht. Es war reger Betrieb und der Inhalt aller Taschen schien in Ordnung, bis ich an der Reihe war. Natürlich kratzte der niedliche Vierbeiner ausgerechnet an meinem Rucksack und setzte sich davor, sodass ein erstauntes Raunen durch die Menge ging. Uuuh, der Hund hat sich hingesetzt!