Hai 2014

Frohes Neues!

Wahnsinn, ein komplettes Jahr in Australien ist vorbei. Ein komplettes Jahr ohne Familie und Freunde daheim. Ein komplettes Jahr habe ich bis auf wenige Ausnahmen im Auto genächtigt. 2013 war mein bisher Erlebnisreichstes Jahr. Was wohl 2014 noch kommt? Dabei ist ein Jahr doch letztendlich auch nur eine Zahl – und wer hat eigentlich erfunden dass es ausgerechnet 10 Tage nach der Sonnenwende beginnt? Und warum beschreibt die Jahreszahl das geschätzte Geburtsdatum irgendeines Brot rupfenden Wasserläufers? Ist das nicht diskriminierend gegenüber all den anderen sinnvollen Religionen? Tatsächlich gibt es die heutige Zeitrechnung offiziell erst seit 1060, als die Kirche Bezug auf eine fragwürdige Rechnung eines Mönches aus dem Jahre 525 nahm. Vorher wurden die Jahre nach den amtierenden römischen Konsuln benannt. Ob man das in der Zukunft nochmal ändert? Dann sind wir jetzt im Jahre Merkel 9 oder Obama 6. Wie auch immer, ich wünsche euch Allen ein glückliches und gesundes neues Jahr!


Thomas' Landy
Bei euch war es noch 5 Uhr Nachmittags, als die ersten Seenotfeuer in Coral Bay bereits das neue Jahr begrüßten. Zu fünft kamen wir mit dem Landy hierher und konnten uns noch einen Platz auf dem Campingplatz sichern. Der Wagen ist wirklich super, nur blauer Rauch lässt Ungutes vermuten. Die Ausläufer eines Zyklons haben Thomas altes Zelt komplett zerlegt, sodass wir teilweise einfach auf dem Boden geschlafen haben. Am Silvesterabend bin ich also barfuss durch seichtes Wasser an einem traumhaften Strand spaziert. Nach Feiern war mir irgendwie nicht zumute – die betrunkene Menschentraube ging mir an dem Abend ziemlich auf die Nerven. Der Altersdurchschnitt ist an der Westküste deutlich höher als im Osten, doch ab und zu macht es das auch nicht besser. Die Atmosphäre war jedenfalls super, auch wenn Silvester in Badehose sich irgendwie merkwürdig angefühlt hat. Mal wieder.

Coral Bay - Geht auch einsam und schön
Im Anschluss sind wir noch zwei Tage in Coral Bay geblieben. Der bekannte, kleine Ort wirkt auf den ersten Blick natürlich sehr touristisch, doch wenn man sich bequemt mal ein paar Minuten zu laufen findet man wunderschöne, Menschenleere Orte. Gen Süden erreicht man ein schönes Riff zum Schnorcheln, von dem aus man sich zum Hauptstrand zurück treiben lassen kann. Läuft man 15 Minuten gen Norden findet man sogar noch ein ganz besonderes Highlight: Eine kleine Bucht, in der Riffhaie ihre Brutstätte haben. Ich wickelte mir ein Handtuch um die verbrannte Rübe und machte mich mit Thomas, Sebastian und Chris auf den Weg. Etwa 20 der ungefähr 1m langen Tiere tummelten sich dort in nur hüfthohem Wasser. Von den drei hier vorkommenden Haiarten ist nur Eine gelegentlich aggressiv. Ich sah einen Mann durchs Wasser waten und entschied spontan, mit den Haien schwimmen zu gehen. So ein kleiner Haibiss ist im Zweifelsfall doch immernoch cooler als irgendein Tattoo! Man kann nur hoffen dass sie nicht unbedingt dahin beissen, wo es weh tut. Kaum war ich im Wasser, schwammen zwei Rochen an mir vorbei. Wahnsinn, was es hier für eine Natur gibt! Ich näherte mich also ganz langsam den Haien und setzte mich schließlich einfach ins Wasser und hielt still. Die Haie kamen immer näher und trauten sich schließlich bis auf zwei Meter an mich heran. Ein irres Gefühl, wenn der Schatten immer näher kommt und plötzlich die Finne an einem vorbeirauscht – die Tiere sind nämlich ganz schön flott unterwegs.

Naaa, wer hat Hunger?



Thomas' Bein hat wohl der Hai...


Ansonsten haben wir die Tage zur Entspannung genutzt. Ein lange vermisster Italiener wurde am 1. Januar Abends schließlich schlafend unter einem Baum gefunden. Am Strand trafen wir eine abgedrehte Truppe von Globetrottern – unter Anderem einen Australier der Marke Adrian. Er zog sich die Hose bis zum Anschlag hoch und stolzierte in gebückter Haltung über den Strand, um die Leute als „Harry Hightrouser“ zu begrüßen. Zwei andere waren generell im Bärenkostüm unterwegs. Der Hauptstrand von Coral Bay ist gerade zur Hochseason halt doch eher wie Mallorca. Auch die Preise sind gesalzen: Für ein erbärmliches Bacon & Egg Toast (1 Ei, 1 Fetzen Bacon) zahlt man 8,50 Dollar – da ist es wahrscheinlich fast sinnvoller einfach das Geld zu essen. Glücklicherweise hatten wir tonnenweise Sandwiches mitgenommen. 

Frankreich^^


Die letzten Tage in Carnarvon waren auch eher gemütlich – Aufbruchstimmung machte sich breit. Wir wollen morgen früh alle zusammen als Kolonne losfahren. Ich bin gespannt, wie das so wird! Vorgestern gab es dann aber doch noch ein kleines Highlight. Vor unserer Hütte hatten wir mal wieder ein kleines Barbecue, wovon ich allerdings nicht viel mitbekommen habe, da ich meinen gesamten Handyakku leer telefoniert habe. Als ich wieder zum Haus kam war die Party schließlich schon gelaufen, und ich sah meinen betrunkenen Supervisor im Müll wühlen. Greham schmiss alle leeren Bierflaschen die er finden konnte auf das ominöse 4WD-Golfkart, welches eigentlich nur der Boss fährt – aber der ist ja nicht da. „Ey Flowww! Wanna go shooting!?“ 
Er heizte schließlich mit Carine voraus und Thomas versuchte mit mir und Stefan im Gepäck mit seinem 31 Jahre alten Landcruiser hinterher zu kommen. Wie ein irrer heizte er über die Feldwege und bog plötzlich in eine Bananenplantage ab. Dort gab es offensichtlich ein Leck – der Landy blieb trotz 4WD und großer Reifen im Matsch stecken. Wir ließen ihn zunächst stehen und fuhren auf der Ladefläche des Golfkart-verschnitts weiter in die Wüste hinter die Plantagen. Die Fahrt war nicht ungefährlich – andauernd schlingerten wir oder drifteten seitlich auf eines der Felder ab. Ich stellte mich so auf die Pritsche, dass ich mich im Zweifelsfall mit einem Sprung in Sicherheit bringen kann. Wir kamen schließlich heile an und verteilten Bierflaschen auf Ästen und am Boden. Schiessen mit der 22er war viel einfacher als erwartet – und nach etwa 10 Magazinen hatten wir sämtliche Bierflaschen, Melonen, Körbe und Thermoskannen in näherer Umgebung zerstört. „Keep two bullets for duke“ sagte Greham und kraulte seinen Hund. „You bought two more days my friend, they wont leave before monday.“ Auf dem Rückweg hatten wir einen Platten, was die Fahrt nicht wirklich angenehmer machte. Greham holte einen Traktor, um den Landy rauszuziehen aber verlor das Seil auf dem Weg. Also klemmte er einfach die Gabel recht ungesund unter den Motor und schob den Landy aus dem Schlamm – seitdem macht er ein paar Geräusche.

"Wart mal grad noch mit Nachladen bitte"

Ääh und ich tausch die

Vorderreifen noch...

So, morgen früh geht es also los. Fast 5 Monate Carnarvon und Umgebung sind vorbei. Konto voll, Visum in der Tasche, Auto gepackt – Es kann losgehen! Ich werde den Engländer Tom vom Roundhouse abholen und dann geht es als Kolonne mit 3 Autos gen Süden. Gestern habe ich Ludwig mal geputzt – der Arme ist überall am rosten. In der Kolonne werde ich in der Mitte fahren, damit mein Kennzeichen nicht so einfach gescannt werden kann. Auf dem Weg gibt es Einiges zu Sehen und in Perth werde ich schließlich schon erwartet. Der nächste Eintrag ist also endlich wieder ein richtiger Reisebericht mit Reise und Alles!

Catcha!




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Kommentare: 1
  • #1

    Anna (Donnerstag, 16 April 2015 23:05)

    Herrliche Bilder, herrliche Geschichten :-) Sag mal, wo hast du die tolle Uhr her an der Seite? Hätte auch gerne so eine für meinen Blog :-)