Oh, ein Wasserfall!

Der Beginn der Ringstraße
Der Beginn der Ringstraße

Hinter einer Kuppe offenbart sich das mächtige Tal bei Thingvellir, unweit der Hauptstadt Islands. Ganze 3 Häuser trotzen mit ihren knallbunten Dächern der unwirklichen, kargen Weite der Gebirgskette und spiegeln sich in dem kleinen See, der ihnen zu Füßen liegt. Die belgische Praline auf dem Beifahrersitz versucht, das Bild mit ihrer Kamera einzufangen, als unser kleiner Chevrolet nach einer Bodenwelle mal wieder ordentlich ins Schwanken kommt und das Objektiv ihrer Kamera an die Windschutzscheibe schlägt. Klonk. „Aua!“ Vielleicht sollte ich mich ja doch halbwegs ans Tempolimit halten. Mit breitem Grinsen im Gesicht ich lasse ich das Fenster ein Stückchen runter und halte meine Nase in den kalten Wind.

Vor nichtmal zwei Tagen war ich komplett planlos in Reykjavik gelandet. Bei der Suche nach günstigen Flügen aufs amerikanische Festland hatte ich festgestellt, dass eigentlich Alle über Island fliegen. „Kann man ja mal austeigen“ dachte ich mir und plante spontan 12 Tage dort ein. Nun aber saß ich in der Lounge meines Hostels und zweifelte an meinem grandiosen Plan. Arschkalt, windig und irgendwie tote Hose im Hostel. Komplett übermüdet und mit Resten meiner Flugmedizin intus war ich außerdem nicht wirklich konversationstauglich. Böööh, und nun? Ich schrieb ein kleines Zettelchen - looking for travelmate - mit meiner Zimmernummer und Kontaktdaten. Und Smiley natürlich, ohne Smiley geht heutzutage ja nichts mehr. Noch während ich den Zettel an der großen Glastür zur Lounge befestigte kam eine der 3-4 Personen dort auf mich zu. Jackot! Stefanie aus Belgien war schon auf dem Weg nach Nepal, als das Erdbeben die Region erschütterte. Spontan flog sie stattdessen nach Island und war nun genauso planlos hier wie ich. Nach einem Pancake, zwei Bier, einem Reiseführer und einer ordentlichen Portion Google stand unser Plan fest: Auto mieten und in 6 Tagen um die Insel!

Wir besorgten uns noch Zelt, Gaskocher und einen großen schwarzen Müllsack voller Essen, den wir liebevoll Hobo-bag nannten. Außerdem das mit etwa 60-70 Euro pro Tag billigste Auto, was wir finden konnten. Was für eine Gurke! Der Motor war mit seinen 50.000km bereits ordentlich am Nadeln und auch Kupplung und Gangschaltung waren am Ende. Bei jedem „Speed bump“ setzte der Chevrolet Aveo zudem unweigerlich zwei mal auf. Warum bringt man so ein Auto nach Island? War uns aber eigentlich auch egal, solange es uns sicher von A nach B bringt. Und nach C, D und bitte auch E. Island ist nämlich gar nicht mal so klein! Am ersten Tag fuhren wir den „golden circle“ entlang, den touristischsten Teil direkt östlich von Reykjavik. Hier gibt es einen mächtigen Wasserfall und einen Geysir zu bestaunen. Zum Wasserfall Gullfoss mussten wir uns im eisigen Wind regelrecht vorkämpfen. „Was ein Wetterchen“ würde die Oma jetzt sagen. Fotoversuche scheiterten dank eingefrorener Finger kläglich. Auch am Geysir war es nicht wirklich wärmer und ich freute mich über die Jacke, die mir mein Dad noch kurz vor der Abreise besorgt hat. Aber der Geysir ist tatsächlich sehr spektakulär. Alle paar Minuten blubbert und brodelt es gewaltig und er spuckt eine schweflige Wolke 10-20m in die Höhe, die sich anschließend im starken Wind in Richtung Parkplatz ausregnet. Ich stellte mich natürlich genau in die Flugbahn und wartete gespannt auf den nächsten Ausbruch. Es war schon ein starkes Gefühl, als die prasselnde Wasserwand auf mich zusteuerte und eine schweflige Dusche später war das Erlebnis komplett. Da störte es auch nicht, dass die ganzen Touris auf der anderen Seite recht doof geguckt haben.

Nach einer weiteren Nacht im recht empfehlenswerten „Bus Hostel“ in Reykjavik machten wir uns auf, die Insel gegen den Uhrzeigersinn zu umrunden. Die sogenannte Ringstraße führt mehr oder weniger lückenlos asphaltiert um die Insel herum, aber ob unser Plan zeitlich aufgeht und unsere Gurke alle Straßen passieren kann wussten wir nicht. Stück für Stück arbeiteten wir uns gen Südosten vor und stoppten hier und da, meist um einen Wasserfall zu sehen. Isländer sind offenbar ziemlich vernarrt in ihre Wasserfälle, die bestimmt 80% der ausgewiesenen Highlights ausmachen - unschwer am „foss“ im Namen zu erkennen. Diverse Randomfosses später brachte ich beim Anblick des berühmten Seljalandsfoss nur ein zweifelhaftes „Hmm, wanna go there..?“ hervor. Auch Stefanie zögerte. Aber wie so oft wenn man zögert hat man am Ende die besten Erlebnisse. Die Gischt hatte die gesamte rechte Seite des Seljalandsfoss mit einer Eisschicht überzogen und machte ein Näherkommen zur Rutschpartie. An der linken Seite gibt es einige Meter weiter einen versteckten Trampelpfad, und wenn man dort die Schilder ignoriert kann man bis auf die Klippe hinauf klettern. Dort oben ist es dann plötzlich totenstill und der Wasserfall noch ein kleiner niedlicher Fluss. Wir genossen die Aussicht an der Klippe und es dauerte bestimmt 2 Stunden, bis wir wieder unten waren. Das lag aber wohl auch an der kleinen dicken Asiatin, die sich in ihren Sommerschuhen nicht mehr alleine hinab getraut hat.

Der nächste Stopp war der ebenfalls berühmte Skogafoss. Oh, ein Wasserfall. Der doppelte Regenbogen war dermaßen kitschig, dass wir uns spontan auf einen Hike in die dahinter liegende Hochebene machten, um nach Einhörnern zu suchen. Anstelle der Einhörner fanden wir (wer hätte damit gerechnet) aber nur jede Menge weitere Wasserfälle. Der Hike war trotzdem klasse, vor Allem weil Stefanie und ich uns prima verstanden und wir auf einer Wellenlänge waren. Zu selten trifft man Leute auf Reisen, mit denen man sich auch richtig gut unterhalten kann. Aber das oberflächliche Blabla und die immergleichen Fragen, die man sich üblicherweise in Hostels um die Ohren haut sind nur einer von vielen Gründen, sich für einige Zeit an einen festen Travelmate zu koppeln. Mir war klar, dass ich Stefanie nach den 5 Tagen vermissen werde.
Auf dem Rückweg sah ich einen kleinen Felshaufen, der auf einer Klippe über das Flussbett ragte. Überflüssig zu erwähnen, dass ich da rauf musste. Als ich dort oben stand wurde mir jedoch etwas schwummrig. Das tanzende Wasser unter mir und der Wind machten es erstaunlich schwer, die Balance zu halten. Ich ärgerte mich über mich selbst - weniger, weil ich mich hier überschätzt hatte sondern eher, weil ich einfach nicht mehr in Form war. Antriebslosigkeit, Augenringe und Speck auf den Rippen, mangelnde Kreativität und dämliche Denkfehler sind das Resulultat der eher anspruchslosen Monate in Deutschland, die an Körper und Geist genagt und mich in ein tiefes Formloch geworfen haben. Die aufschwellende Aggression gab mir Kraft, mich mit einem Ruck wieder umzudrehen und sicher auf dem schmalen Felsgrat zu landen. Zeit, wieder schwung in die Bude zu bringen, dachte ich mir. Zeit, wieder Reisen zu gehen.

Irgendwo zwischen Vik und Mörk bogen wir schließlich in eine Seitenstraße ein, um uns einen Platz für die Nacht zu suchen. Der Versuch, eine Schotterstraße hinab zu fahren musste recht bald mit der Erkenntnis „nope, is nich!“ wieder abgebrochen werden. Ich stoppte spontan einen Traktor, um nach einem Tipp zu Fragen, wo man hier sein Zelt aufstellen könnte. Der isländische Bauer sprach offenbar kein Wort englisch und textete mich fröhlich in seiner Landessprache zu. Das hörte sich in etwa so an, als würde man mit nem Mund voll Pommes die Produktpalette von Ikea runterbeten. Aha ok, vielen Dank! Er grinste mich an und die letzten Sonnenstrahlen spiegelten sich in seinen letzten Zähnen. Wir schmissen das Zelt auf die nächstbeste Wiese und gönnten uns zum Abschluss des Tages Hot Dogs im Windschatten unseres Kleinwagens.

Am nächsten Morgen hatten Stefanie und ich eine ordentliche Erkältung und ich war entsprechend schlecht gelaunt. Das Zelt war irgendwie voll nicht wie bei Harry Potter und die Kälte aus dem Boden zog in unsere Knochen. Stefanie überredete mich zu einem morgendlichem Hike bei Skatafell. Oh, ein Wasserfall. Hat sich ja meeega gelohnt hier eine Stunde lang den Berg hoch zu kraxeln! Meine charmante Begleitung drückte mir genervt ein Snickers in die Hand. Die Wirkung war schließlich ähnlich wie in der Werbung und man konnte es wieder mit mir aushalten.

Weiter im Westen fuhren wir schließlich am Fuße des gewaltigen Vatnajökullgletschers entlang. Wir stoppten kurz an den Resten einer Brücke - sie wurde 1996 von den Wassermassen weggespült, die sich oft über mehrere Jahre im Gletscher ansammeln. Schließlich erreichten wir den großen Gletschersee Jökulsárlón, wo sich Eisberge am schwarzen Strand ansammeln. Durch Kristalle und vulkanische Asche entstehen interessante Farbenspiele im inneren des Eises. Ein ulkiger Isländer mit fragwürdigem Akzent hatte uns die Region zuvor empfohlen. „Beautiful black bitches, so beautiful!“

Unterwegs bekamen wir noch einen Geheimtipp: Die Hotpools bei Hoffell. Wir sind erstmal daran vorbei gefahren, da die Pools mitten im Nirgendwo waren und keine Menschenseele da war. Da hält man es kaum in Winterklamotten draußen aus und die wollen das man hier BADET? Na gut. Schnell in die Badesachen geschlüpft und quiekend wie Küken auf Koks zu den Pools gehechtet. Geil! Kleine, verschieden heiße Wannen in rauer Landschaft - mehr braucht es nicht für totale Entspannung. Stefanie rennt schließlich nochmal zum Auto, um Rum und Cola zu besorgen. Der perfekte Moment und mein persönliches „happy picture“ vom Trip. Die kleinen Hotpools waren mit sicherlich eines meiner Highlights von Island. Nur das wieder rausgehen war nicht so angenehm. Da habe ich mich zum ersten mal über eine Arschheizung im Auto gefreut! 

UGGA UGGAAA! Feuer gemacht!
UGGA UGGAAA! Feuer gemacht!

Für den Rest des Tages stand Autofahren auf dem Programm. Nach einem kurzen Tankstopp im beschaulichen Höfn wurde es immer kälter, bis wir schließlich durch Schneegestöber fuhren. Jetzt Zelten? Glücklicherweise konnte ich nach langer Suche (Vegetation? Was ist das?) noch ein wenig Treibholz für ein Feuer finden. Kurz vor dem großen Tunnel hinter Reydarfjördur fanden wir schließlich einen kleinen Abstecher ins Flussbett, gerade so unter der Schneegrenze. Wir mussten einige Steine beiseite schleppen, um das Auto heile dorthin zu bekommen und es dauerte seine Zeit, in den rauen Bedingungen ein Feuer zu entfachen. Burbon-kakao direkt vom Feuer, so stellt man sich Island doch vor! Das klingt jetzt aber wahrscheinlich viel romantischer als es war. Das Wetter war ekelhaft nass-kalt-windig, die Umgebung lebensfeindlich und wir erkältet. Aber okay, man fliegt ja auch nicht nach Island um bei 25° Cocktails am Strand zu schlürfen. Mit dem stolzen Gefühl des maximalen Islanderlebnisses klappten wir also die Sitze nach hinten und versuchten, in der taghellen isländischen Nacht noch etwas Schlaf zu bekommen.

Zum Frühstück gabs dann erstmal lecker Flusswasserkaffee. Durch Zufall entdeckten wir die Bluetooth-Funktion im Auto, und so quälte sich unsere Gurke auf Rädern zu den Klängen von Nelly Furtados „the grass is green“ immer weiter die matschig braunen isländischen Alpen hinauf. Aus Braun wurde schließlich immer mehr weiß, die Temperatur viel auf -8° und die Straße war oft Schnee- und Eisbedeckt. Hoffentlich schafft die Karre das! Ein entgegenkommendes Fahrzeug hielt an und berichtete, die Piste zum Dettifoss sei wegen Schneefall gesperrt. Wir fanden aber eine Umleitung und stapften wenig später munter durch den Schnee. Oh, ein Wasserfall. Der berühmte Dettifoss beeindruckte mich nicht wirklich. Ich fragte mich erneut, was der gemeine Homosapiens an fallendem Wasser eigentlich so faszinierend findet.

Geschmacklich fragwürdige Currybohnen besserten meine Laune nicht wirklich und ließen mich völlig unvorbereitet auf meinen neuen Hassfeind #1 treffen: isländische Schilder. Wirklich alles was in diesem Land mit Beschilderungen zu tun hat kann man total vergessen - den Isländern fehlt definitiv das Schilderchromosom. Komplett falsche Umgebungskarten an Aussichtspunkten, falsche Straßenbeschriftungen, die Schilder zum großen Infocenter enden an einer einsamen Dorfkirche und in Tunneln steht alle 300m ein Blitzer, aber kein Schild wie schnell man fahren darf. Sowas bringt mich zur Weißglut! Und warum ist eigentlich soviel Curry in den kack Currybohnen? Nur weil man Curry drauf schreibt muss man doch nicht tonnenweise Curry in die Dose prügeln! Ne Prise reicht völlig ihr Pfosten! Okay, es ist wohl mal wieder Zeit fürn Snickers…

Gegen Nachmittag erreichten wir endlich die vulkanisch aktive Gegend um Myvatn. Kraterrand hier, Schwefelfurz da und das allgegenwärtige Gefühl, man würde sich auf dem Mond befinden. Gerade hier wirkt Island Neuseeland sehr ähnlich - nur deutlich kälter und kahler. Wir bestiegen einen Krater und stiegen nach langer Suche in die Grjotagia hinab… ein kleiner Thermalsee in einer Höhle. Hier wurden bereits Szenen für Game of Thrones gedreht, doch wegen akuter Gefahr durch Felsstürze und zu heißen Zuflüssen ist das Baden dort seit einiger Zeit nicht mehr möglich. Zurück im Tageslicht machte sich Hassfeind #2 bemerkbar: Hunger. Die Bohnen wollten Gesellschaft. Wir fanden ein windstilles Plätzchen auf der Terrasse eines geschlossenen Ladens, als der Besitzer um die Ecke kam und uns ungläubig anschaute. Wirklich Leute, ihr kocht hier? Vorm Supermarkt sagt er, da gibts ein ruhiges Eckchen, da würden Leute wie wir normalerweise kochen. Na gut. Wir griffen also unseren Hobo-bag und verzogen uns zum Supermarkt. Abends besuchten wir noch das Thermalbad in Myvatn. Das ist wie die weltberühmte Blue Lagoon bei Reykjavik, nur etwas kleiner, deutlich günstiger und vor Allem nicht so krass überlaufen. Ein gesunder Mix aus Vodka, Energy und Ibuprofen ließen den erkälteten Florian schließlich bei -7° in den Schlaf sinken.

Der vorletzte Tag unserer Rundreise begann zur Abwechslung mal mit einem Wasserfall, dem Godafoss. Ich weiß jetzt ehrlich gesagt nicht was ich dazu schreiben soll, es gab Wasser und das Wasser ist irgendwo runtergefallen. Und hat dabei geplätschert, yay. Nach einem kurzen Stopp in Akureyi, welches mit seinen 18.000 Einwohnern die zweitgrößte Stadt der Insel ist, verließen wir die Ringstraße für einen Abstecher gen Norden. Das Örtchen Siglurfjördur war wie ausgestorben, als ein erfolgreicher Isländer mit einem Tunnel neues Leben in die Region brachte - man musste nun im Winter keinen dreistündigen Umweg nach Akureyi mehr fahren. Mein bisher nördlichster Punkt auf dem Globus! Das Bedürfnis nach dem täglichen heißen Bad kam auf und wir machten uns auf den beschwerlichen Weg zur Grettislaug, einem weiteren kleinen Hot Pool in Islands nördlichem Nirgendwo.

Stefanie wollte dann die Freundin einer Freundin besuchen, die in der Region auf einer Schaffarm arbeitet. „Die Straße in die Richtung so 3 Kilometer, und dann rechts so ein gelbes Haus, und dieser Familienname steht auf einem Schild an der Straße.“ war in etwa die Auskunft der Bekannten per Sms. Wir suchten eine knappe Stunde, ehe wir die Farm eher durch Zufall fanden und meine Laune war dank der Erzfeind #1 - #2 Kombination auf dem Nullpunkt. Es waren auch keine 3, sondern 7 Kilometer und das Farmhaus war wenn überhaupt beige. Die belgische Freundin rollte kam schließlich aus dem Farmhaus und gluckste. Ach ja, das Farmschild, ja das war neulich im Wind abgefallen, ja stimmt ja, hab ich vergessen. Ich tobte innerlich. Sie steckte ihre dritt-oberste Speckrolle in ihre Farmhose, versuchte nichtmal den Reisverschluss zu zukriegen und wackelte in Richtung Schafstall. Ich wunderte mich über mich selbst, da mir selbst bei diesem Anblick nicht der Hunger verging. Ich sollte wohl bald mal was essen. Im Stall wurden wir schließlich innerhalb einer halben Stunde Zeuge von 3 Geburten, was das ganze etwas entschädigte und mich den Hunger für einige Zeit vergessen ließ. Zurück vor dem Stall plapperten Stefanie und die Kugel unaufhörlich auf belgisch und ich hatte die Nase voll. Ich schnappte mir den Gaskocher und begann, mir im Garten neben dem Sandkasten ein paar Noodelz zu machen. Dezent aggressiv reichte mir dabei ein Sandkastenförmchen zum Öffnen der Packung. Florian Hunger, Florian essen. Erst nach erfolgreicher Nahrungsaufnahme wurde mir bewusst, in welch malerischem Tal die Farm lag. Es ist wahrscheinlich alles Saisonabhängig, aber das Tal bei Heraosvötn war so ziemlich die schönste Ecke von Island für uns. Schließlich fuhren wir noch ein paar Stündchen in die Nacht hinein, wobei uns bestimmt das 50. Auto mit nur einem aktiven Scheinwerferlicht entgegen kam. Wer weiß was es damit auf sich hat kann es mir gerne schreiben, wir konnten es nicht herausfinden aber es kann kein Zufall sein.

Auf dem Rückweg nach Reykjavik fuhren wir über die Halbinsel Snaefellsnes - die Nordfjorde sind im Mai wegen Schnee nur per Boot zu erreichen. Wir hatte das Gefühl, uns bereits an die einsame Schönheit der Insel gewöhnt zu haben. Die Temperatur stieg wieder auf 10° und wir kochten leckere Pilzpasta auf dem Lagerfeuer, welches wir einfach irgendwo auf einem Feld mit alten Zaunpfählen errichteten. Roadtripfeeling pur!

Nun bin ich also schon seit einigen Tagen wieder im Hostel in Reykjavik. Mein Plan, keinen Plan zu haben ist erneut voll aufgegangen. Schließlich habe ich in toller Begleitung die ganze Insel gesehen! Ich könnte mir aber schon vorstellen, noch ein zweites mal nach Island zu reisen um im Sommer mit einem 4WD quer über die Insel und das Hochland zu fahren. Die letzten Tage nutze ich hier um wieder fit zu werden und mit netten Menschen aus aller Welt die Hauptstadt unsicher zu machen. Da war zum Beispiel der alte, Haare schnuppernde Isländer, die Vertiefung der deutsch-amerikanischen Freundschaft, jede Menge Pizza, ein Waschgang für 12 Euro, die immer gleiche hässliche Kirche auf dem Weg in die Stadt, Briefbeschwerer aller Art, ein Künstler aus England und last but not least die Neuerfindung des klassischen Schinken-Käse-Sandwichs. Morgen Mittag geht mein Flug nach Boston, wo ich einen Flughafentag einplane. In 3 Tagen bin ich dann bereits in New York City, wovon ich euch das nächste mal berichten werde! Murricaaa!


Vertu blessaður, Florian

P.S.: Ein paar Reisetipps für alle, die nach Island wollen:

  • In der Nebensaison reicht eine Woche für die Umrundung der Insel, im Sommer sind auch 2-3 Wochen denkbar. Bei Mietwagen lohnt der Preisvergleich, Versicherungen sollte man immer erst vor Ort beim Verleiher selbst abschließen.

 

  • Essen und Benzin kostet auf der ganzen Insel mehr oder weniger gleich viel. Auch findet man rundherum immer mal wieder einen Shop oder Cafe. Hamsterkäufe in Reykjavik sind also nicht notwendig, wenn man sich an der Ringstraße orientiert.

 

  • Kauft euch eine gute Karte und informiert euch vorher, wo ihr hinwollt - Schilder in diesem Land kann man vergessen. Selbiges gilt auch für Verbotsschilder an bekannten Ort, die offenbar nur zwecks Haftungsausschuss aufgestellt wurden und keine Sau interessieren.

 

  • Die Blue Lagoon ist teuer und von Touristen überlaufen. Man sollte sie wenn überhaupt bei einem kurzen Stopover in der Nebensaison in Erwägung ziehen, es gibt etliche Alternativen.

 

  • Einfach mal irgendwo abbiegen und auf eigene Faust unbekannte Orte erkunden, ziellos eine Wanderung starten. Island hat mehr zu bieten als Wasserfälle und Schwefelbäder!

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Kommentare: 2
  • #1

    Christian (Montag, 18 Mai 2015 12:46)

    Sehr sehr nice, macht Spaß zu lesen! Freue mich, dass es wieder losgeht und ich ein wenig Fernweh bekommen kann. Alles Gute für die weitere Tour.
    Schade, dass Du nur kurz in Boston bist. Boston ist super und IMHO die schönste Stadt der USA!

  • #2

    Flo (Dienstag, 19 Mai 2015 18:52)

    Hey christian, danke dir! bin jetzt in bosten und es regnet wie aus eimern. habe aber immerhin morgen den tag - irgendnen tipp, abgesehen vom freedom trail und nem abstecher in die faneuil hall? das alte schiffchen soll leider momentan geschlossen sein. gruß