Tauchen an der Baja California Sur

Moin!

Mein Blog hängt leider mal wieder dezent hinterher. Mittlerweile bin ich mit Julia aus Innsbruck unterwegs, die ich vor 2 Jahren auf Ko phi phi kennengelernt hatte. Letzte Nacht hat mich eine Lebensmittelvergiftung ganz schön umgehauen, ich habe jedenfalls fürstlich abgekotzt - oder um es mit Julias Worten zu sagen: Mi hats g’scheit ausgeräumt! Daher haben wir hier in Champoton unser Hotel noch um eine Nacht verlängert und ich kann neben grausiger Salsamusik am Pool endlich von den Erlebnissen mit Vincent auf der Baja California berichten.

Das Landschaftsbild auf der Fahrt gen Süden war zunächst von Schlamm und Müll geprägt. Kaum ein Tourist verirrt sich auf die nördliche Baja und es war dementsprechend authentisch. Die Hotels am Wegesrand waren, wie Vincent treffend feststellte, sehr „edel“. Meistens waren Klobrille und Duschkopf sogar noch vorhanden! Es stand viel Fahrerei auf dem Plan, da die Zeit bis zu Vincents Abflug in Mexiko City langsam knapp wurde. Auf dem Weg in unser vorläufiges Ziel Mulegé gab es dann einen plötzlichen Wetter- und Landschaftswandel: Aus dreckig und wild wurde plötzlich sonnig und schön. Unzählige gelbe Schmetterlinge wuselten an traumhaften Stränden um uns herum, der Horizont war geprägt von riesigen Kaktussen Kaktörien Kacktanten Kakteen. Fast jeden Tag statteten wir unser liebsten Tacokette „Tacos el Poblano“ einen ausgiebigen Besuch ab, Fleisch vom Grill mit Bohnen, Zwiebeln und Guacamole ist eben unschlagbar. Jedenfalls solange Nihat nicht in der Gegend Urlaub macht. Pizza hingegen ist in Mexiko absolut nicht zu empfehlen, da hier für absolut alles ein sehr süßlicher Teig verwendet wird - da laufen sogar die Kakerlaken im Hotelzimmer dann nur angewidert dran vorbei.

Wir hatten uns beide vorgenommen, in Mexiko den Tauchschein zu machen. Die Ausbildung zum „PADI Open Water Diver“ dauert etwa 4 Tage und ermöglicht einem lebenslang eigenständiges Tauchen rund um den Globus. Im hübschen Örtchen Loreto an der Ostküste der südlichen Baja fanden wir schließlich eine kleine Tauchschule, die uns sehr zusagte. Zudem war es die denkbar beste Zeit dafür - im September gibt es hier die besten Tauchbedingungen, aber kaum Touristen. Unsere Tauchlehrer Juve und Sara fuhren für die Lehrstunden stets mit dem Boot an einen traumhaften Strand, da es im Ort keinen Pool gibt. Wir waren die einzigen Schüler, hatten aber noch Gesellschaft von einem lustigen Ami namens Rocky oder einem englischen Englischlehrer namens Paul English. Vor dem Tauchen ging es noch zum Schnorcheln an eine Seelöwenkolonie, was wirklich sehr cool war. Die Tiere werden neugierig und kommen im Wasser angeschwommen, um die Besucher zu inspizieren. Nur anfassen sollte man Seelöwen nicht, da sie sonst zu vertraut mit Menschen werden und Juves zukünftigen Tauchschülern in der kommenden Paarungszeit mal wieder ein wenig ZU nahe kommen könnten…

Nach dem ersten Tauchgang im seichten blauen Wasser eines kitschigen Postkartenstrandes ging es ein wenig weiter hinaus. Für den Tauchschein müssen wir bis auf 18m (60ft.) hinab und dort einige Übungen absolvieren. Tauchmaske entwässern, Luftzufuhr wechseln, Strömungsverhalten, Handzeichen geben und so weiter. Auch Kompassnavigation, Materialverständins und Berechnungen der Tauchlimits stehen auf dem Prüfungsplan. Tauchen ist immerhin nicht ungefährlich und man sollte stets wissen was man tut, um eher ungute Dinge wie Tiefenrausch oder Dekompressionskrankheit zu vermeiden. Im Gegensatz zu Vincent hatte ich das Glück, kaum Probleme mit dem Druckausgleich zu haben. Nur der Schnorchel nervte mich tierisch - das Ding ist genauso überflüssig wie Stöcke beim Skifahren! Zum allerersten mal am Meeresboden, fummelte ich daher kurz an meiner Maske herum, öffnete wieder die Augen - und war alleine! Was ich nicht wusste war, dass Vincent in genau dem Moment in einem kurzen Anflug von Panik an die Oberfläche zurück schwamm und Juve ihm natürlich folgte. Es war wirklich ein extrem merkwürdiges Gefühl, zum ersten mal abzutauchen und direkt komplett alleine dort unten zu sein. Etwa 30 Sekunden später tauchte Juve dann aber glücklicherweise wieder auf (also ab) und wir konnten den Tauchgang fortsetzen. Im Verlaufe dessen verlor ich dann noch eines meiner Gewichte, fand es aber später am Meeresboden wieder - beides eher ungewöhnliche Vorkommnisse.

Die übrigen Tauchgänge hingegen liefen reibungslos und wir sahen allerlei Meeresleben. Große Seesterne und Muscheln, Aale, Rochen… ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung von Fischen. Es gab gelbe, grüne, silberne… Fische eben! Besonders beeindruckend fand ich einen großen Schwarm, der zusammen einen Walgroßen Fisch imitierte, inklusive Flossen. Das Wasser war klar und warm, ich war sogar teilweise ohne Neoprenanzug unterwegs. Die Unterwasserfotos stammen leider ausschließlich vom letzten Tauchgang, als die Sicht deutlich schlechter war. Ein Unwetter war im Anflug und erwischte unser Boot auf dem Rückweg. Bis auf ein paar blaue Flecken, eine kaputte Kühlbox und eine verlorene Mütze hatte dass jedoch keinerlei Auswirkungen!

Vincent und Ich haben es schließlich geschafft und sind nun zertifizierte Taucher nach PADI, was bei Kosten von je etwa 500 Euro eigentlich nur für „Put another Dollar in“ stehen kann. Zur Belohnung gönnten wir uns direkt noch einen Nachttauchgang oben drauf! Mit einer wasserdichten (no shit) Taschenlampe bewaffnet wagten wir uns in die Gefilde eines nahen Klippenriffs. Neben schlafenden Fischen gab es dort Dinge zu sehen, die man tagsüber vergebens sucht. Ich habe wie gesagt keine Ahnung von dem Kram, aber manche der Riffbewohner sehen wirklich spooky aus. Gefährlich waren aber nur die Quallen, die oft wie aus dem Nichts auftauchten und von uns mit eher weniger eleganten Schwimmbewegungen gemieden wurden. Wenn man das Licht kurz ausschaltet, fühlt man sich umso mehr schwerelos und zahllose, fluoreszierende Schwimm-Würmer-Irgendwas wuseln um einen herum. Auch die Bootsfahrt an sich war schon ein Erlebnis. Bei der Hinfahrt gab es einen kitschigen Sonnenuntergang, bei der nächtlichen Rückfahrt war die Grenze zwischen Meer und Himmel nicht mehr zu erkennen und wir fuhren „ins Nichts“. Klingt komisch, issabasoo.

Vom Rest unseres Roadtrips nach Mexiko City berichte ich beim nächsten mal, wir gehen jetzt nämlich was futtern. Aber keinen Fisch. Nein. Wirklich keinen Fisch. Bis denne, Flo


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