Ab nach San Francisco

Es ist mein vorerst letzter Abend alleine, also eine gute Gelegenheit von meinem Roadtrip nach San Francisco zu berichten. Das ganze sogar zeitig und auf deutsch, man glaubt es kaum! Um mich meinem Ghetto-Stellplatz anzupassen gibts dabei feinen Burbon und eher unfeinen (dafür immerhin lauten) Goa. Ich stehe hier nämlich auf einem schäbigen Baumarktparkplatz, irgendwo zwischen Highways und Bahntrassen, und über mich rollen die hier im Sommer so typischen, gewaltigen Nebelschwaden hinweg.

Gegen Mittag kam ich an die US-Grenze, wo man erstmal von einer Warteschlange zur nächsten gelotst wurde. Nach knapp zwei Stunden war ich an der Reihe und einer der Grenzbeamten fragte mir Löcher in den Bauch. Wie lange ich hier bleibe? Keine Ahnung. Rückflug schon gebucht? Nö. Hab ich Koks dabei? Leider nein. Wo ich hin will? Na zum Burning man natürlich! Ob ich böööse Drogen dahin schmuggeln würde? Der Beamte hielt mir klappernde Handschellen vor die Nase und versuchte grimmig zu gucken, worauf hin ich erstmal laut lachen musste - das sah einfach zu komisch aus. Glücklicherweise nahm er das recht gelassen und grinste: „enjoy your stay, flaui-ähn“. Vielleicht muss ich mich in Zukunft ein wenig zurückhalten, immerhin besteht das Land offenbar zur Hälfte aus Volldeppen, die einen Neuzeithitler wie Trump zum Präsidenten wählen würden. Ich bin ja mal gespannt, was bei der Wahl beim Landesweiten IQ-Test im November hier rauskommt. Das US-amerikanische Festland begrüßte mich mit herrlich amerikanischen Schildern am Wegesrand (LITTER AND IT WILL HURT) und im Kiosk an der Ecke gibt’s alles was der Mensch so braucht: GOLD! GUITARS! GUNS!!! Jap, ich bin wieder in den Staaten!

 

Auf die Frage, ob sich der Umweg über die Küste lohnt schrieb mir Luke (der Aussie, der Blubber gekauft hat) nur „yer mate coast is def the go mate“. Also tuckerte ich ganz gemütlich Richtung Süden und traf auf teilweise wirklich beeindruckende Küstenabschnitte. Oftmals war es extrem nebelig, was Fahrten in Wäldern aus gigantischen Redwood Trees fast schon gespenstisch machte - da kommt dann nämlich so gar kein Licht mehr hin. Für die 5 Dollar für ein Beweisfoto vom „drive through tree“ war ich dann aber zu geizig - für das Geld kann ich duschen! Ich stoppte auch kurz an Sanddünen und kletterte auf einen kleinen Berg an der Küste, aber zu viel mehr war ich dann auch nicht zu motivieren. Alleine machen Ausflüge eben weniger Spaß, und irgendwie brauchte ich auch eine Art Pause zwischen den Roadtrips. In Gedanken war ich daher oft Zuhause und bei dem, was ich nach meiner Rückkehr so alles machen könnte. Das ist nämlich gar nicht mehr so lange hin! Nachts schlief ich meist einfach Hobo-style bei Walmart und gönnte mir nochmal die 5. Staffel Game of Thrones, da Vincent mir später die neue Staffel mitbringt. Sich über Monate hinweg vor Spoilern zu schützen klappt aber auch nur am anderen Ende der Welt.

San Francisco erreichte ich schließlich vor ein paar Tagen mitten in der Nacht. Es war dermaßen nebelig, dass ich den Scheibenwischer anschalten musste und die mächtigen roten Pfeiler der Golden Gate Bridge waren bei der Überfahrt nur für einen kurzen Moment zu sehen. In der Innenstadt herrschte aufgrund eines großen Marathons am nächsten Tag totales Chaos, weshalb mein auserkorener Platz am South Beach leider keine Option mehr war. Ich hatte nämlich zuvor bereits recherchiert und mir sogar eine Karte der Parkzonen besorgt, da San Francisco wohl parktechnisch eine der fiesesten Städte der Welt ist. Wohngebiete sind auch nicht der Brüller, wenn man nachts nicht in einen Gulli pinkeln will. Zudem wissen wir spätestens seit Gymkhana Five wie extrem steil die Straßen in San Francisco sind - ich bin mir ziemlich sicher, dass mein wagen auch einmal komplett abgehoben ist… upsi. Vielleicht ist deswegen ja die Windschutzscheibe gerissen? Über Facebook bekam ich dann die Empfehlung, mich an den zu Beginn des Eintrags beschriebenen Platz zu stellen. Echt nicht hübsch, dafür aber unkompliziert und mit dem Zug ist man in 30 Minuten in Downtown.

„Frisco“ ist wirklich sehenswert und neben Melbourne wohl die coolste Metropole, die ich bisher gesehen habe. Verschiedene, multikulturelle Stadtgebiete sind von ganz eigener Architektur und Besiedelung geprägt. Man hat hier wirklich das Gefühl, plötzlich in Spanien, Italien oder oder auch China zu sein, je nachdem welche Richtung man eingeschlagen hat. Lediglich die steilen Hänge und dessen rasselnden Straßenbahnen holen einen in die Realität zurück, wobei das der Metropole ja auch ihre unvergleichliche Charakteristik gibt. Ich traf schließlich Ellen wieder, die ich vor 2-3 Jahren in Neuseeland kennengelernt hatte. Die einheimische Krankenschwester wurde zu meinem „personal tourguide“ und wir machten zusammen die Innenstadt unsicher. Sie kannte ohne Frage die besten Bars in der Stadt! Abends starteten wir dann spontan einen kleinen Campingtrip in den Süden und gönnten uns Pizza und Rotwein am Strand. Das findet der Flodo in Ordnung.

Heute Abend ist es dann soweit! Winni Wutzemann landet und wir starten einen hoffentlich epischen, zweimonatigen Roadtrip durch den Westen der USA und Mexiko. Ich werde berichten…

Flo


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