Das Hostelleben in Las Vegas war wie erwartet eher medium. Die nächtliche Tour zum Lake Mohave (Klippenspringen und Meteorstrom beobachten) wurde durch ein paar nervige Charaktere getrübt, einer der Bewohner litt an Logorrhoe und mein Etagenbett wurde in den vorherigen Monaten mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit als Hüpfburg missbraucht. Dennoch hat sich der Aufenthalt in Vegas auf jeden Fall gelohnt! Die Stadt ist wirklich beeindruckend und es war gut, mal für ein paar Tage aus dem gewöhnlichen Reisetrott rauszukommen. Unser Hostel war Drehort vom Film Hangover und befand sich direkt am Strip zwischen einem Sexshop und einer Kapelle mit der Option auf „drive through wedding“. Aber nicht weinen, ich bin noch zu haben. Die zweite Nacht verbrachten wir im Herzen des alten Strips und verspielten pro Nase kalkulierte 100 Dollar im Caesars Palace, Bellagio und Mirage. Wirklich gewinnen kann man in Vegas nicht - Beim Roulette gibt es neben der 0 noch die 00 und die einarmigen Banditen haben ihren Namen hier wirklich verdient. Vincent wurde wenigstens noch durch kleinere Gewinne Chancen vorgegaukelt, bei mir haben sich die Automaten die Mühe direkt gespart. „What happens in Vegas stays in Vegas“ gilt also auch fürs Geld. Immerhin gab es Freigetränke ohne Ende und wir hatten einen wirklich geilen Abend. Las Vegas - lohnt sich definitiv, aber einmal reicht dann auch!
Bei der Abfahrt haben Vincent und ich dann erstmal unabhängig voneinander unsere Handtücher vergessen - wenn sich Kompetenzen ergänzen. Aber das nächste Ziel hieß Grand Canyon und die lassen
einen wohl auch ohne Dusche da rein. Auf dem Weg lag noch der Hoover Dam, wo wir natürlich auch drüber gefahren sind. Hier toppten wir außerdem unseren Temperaturrekord aus dem Death Valley:
Lächerliche 125,6° Freedom (52° Celsius) waren echt kaum auszuhalten, weshalb wir die Weiterfahrt auf die späten Abendstunden verschoben. Ein Teilstück fuhren wir auf der historischen Route 66
und kurz vor dem Nationalpark übernachteten wir in einem der zahlreichen National Forests, die wir hier zurecht als „Camp anywhere country“ bezeichnen.
Den Grand Canyon erreichten wir schließlich an einem Sonntag - wir sind ja so lernfähig. Den Ort hatte ich eigentlich nur als touristischen Pflichtstopp auf dem Schirm, aber der Umweg hat sich
dann doch wirklich gelohnt. Diese bis zu 20km breite und 1800m tiefe Schlucht mit eigenen Augen zu sehen lässt sich schwer beschreiben, geschweige denn mit Handybildern festhalten. Man weiß gar
nicht, wo man zuerst hinschauen soll! Wir wanderten ein Stückchen am Südhang der Schlucht entlang, kletterten auf markante Felsen und gönnten uns ein Bierchen beim Sonnenuntergang am
unübertroffenen Lipan Point.
Nach einer eher lauten Nacht an Highway 89 (im dunkeln findet man einfach nix!) folgten wir der malerischen Straße gen Norden und deckten uns bei einer einheimischen Künstlerin mit einem Tagesbedarf an Schildkröten ein. Bei Lees Ferry gab es dann schließlich die erste Möglichkeit seit 500km, den Colorado River zu überqueren. Wir wagten einen kleinen Abstecher in den Ort und wurden nicht enttäuscht: Ein traumhafter, kleiner Badestrand direkt am Fluss und perfektes Boulegebiet - was will man mehr. Mittlerweile steht es übrigens 7-7. Highway 89A gen Nordwesten war nicht weniger malerisch und wir fanden einen genialen Schlafplatz in der Nähe von Kanab, als wir einer kleinen Sandpiste zu einer Klippe mit Kletterfelsen folgten. Der Ort war sehr abgelegen, weshalb ich dem ankommenden Weltreisemobil einer französischen Familie erstaunte Blicke schenkte. Großzügig, ich weiß. Später kam zudem noch eine herrlich zynische Amerikanerin namens Kelsey hinzu und wir hatten einen tollen Abend mit herrlicher Aussicht.
Am nächsten morgen suchten wir die „Höhle“, die uns die netten Franzosen (gibts wirklich) empfohlen hatten. Da waren wir doch glatt dran vorbei gefahren! In etwa 20m Höhe war der Felshang durchlöchert und bescherte wohl so einigen Menschen in der Steinzeit das perfekte Zuhause - ich wäre jedenfalls direkt eingezogen.
Lange blieben wir aber nicht - der Zion Nationalpark wartete auf uns. Nach dem KAMPF BIS ZUM TOD für einen freien Parkplatz ging es nur mit dem Shuttle weiter. Gut geregelt - hier kann sich der Yosemite mal eine Scheibe abschneiden! Neulich bin ich bei Facebook über die Bilder eines Tschechen (Kontakt aus Kanada) gestolpert und wusste daher, welchen Hike ich unbedingt machen wollte: Angels Landing. Der Hike begann langsam und schlängelte sich dann immer steiler den Fels hinauf, bis man sich schließlich auf in den Fels gehackten Kehren bewegte. Ganz oben begann dann das eigentliche Herzstück der Wanderung: Sich an Metallketten immer weiter den Felsgrat hinauf arbeiten, während es zu beiden Seiten steil hinab ging. Da ich meinen Flipflops nicht traute absolvierte ich diesen Teil barfuss, was mir neben unbezahlbaren Blicken und Kommentaren auch eine Extraschicht Hornhaut bescherte. Der Hike ist ein wenig mit dem Olomana Track auf Hawaii vergleichbar, allerdings populärer und weniger extrem. Die Aussicht von dort oben hingegen ist schlichtweg geil. Was für ein unfassbarer Ort! Auch hier haben unsere Handybilder keine Chance, das Erlebte zu vermitteln. Solltet ihr in die USA kommen, macht den Angels Landing Hike im Zion Nationalpark - er ist bisher, zusammen mit den nächtlichen Eureka Dunes, mein persönliches Highlight des US-amerikanischen Festlands.
In Cedar City ging es dann erstmal direkt zum Pandaexpress, unserer liebsten Franchisekette in den USA. Auch ein Walmart war mehr als überfällig. Hier kaufte sich Vincent zudem eine neue Kamera - von nun an gibt es also auch wieder halbwegs brauchbare Bilder! Gestern ging es dann weiter in den Bryce Canyon. Zweifelsfrei eindrucksvoll, aber nach den Landschaftsbildern des Grand Canyon und Zion hing unsere Latte ziemlich hoch - wie wenn man auf Stelzen läuft, höhö.
Den heutigen Tag verbrachten wir dann primär mit Autofahren. Auf dem „Bypass 12“ ging es durch immer wieder wechselnde Landschaften weiter gen Norden. In etwa einer Woche müssen wir nämlich fürs
Burning man Festival in Reno sein, und vorher wollen wir noch den Schlenker zum Yellowstone, dem ältesten Nationalpark der Welt machen. Es ist nun 22 Uhr und wir sitzen in einem Starbucks kurz
vor Salt Lake City. Der Eintrag ist in Rekordzeit entstanden - hoffentlich kann ich ihn noch hochladen, bevor wir hier rausgeschmissen werden. Rechtschreib- und Satzbaunazis mögen diesen Umstand
doch bitte mildernd berücksichtigen. Gleich werden wir aufbrechen, durchs nächtliche Salt Lake City fahren und uns irgendwo vor den Toren des Yellowstone einen akzeptablen Nachtplatz suchen. In
etwa einer Woche werden ich dann nochmal einen Eintrag hochladen, bevor es auf das lang herbeigesehnte Festival geht. Haunse rein!
P.S.: Was ist schon ein Eintrag ohne ein würdiges P.S.? Ich habe gestern einen Rückflug gebucht! Ab dem 4. November bin ich wieder bei geilen Dönern
und Schokomüslis Familie und Freunden :)
Ich freue mich auf euch!!!
Flo
Teile diesen Blogeintrag:
Kommentar schreiben
Laura (Freitag, 30 September 2016 14:04)
Wir freuen uns auch auf dich :* Viel Spaß noch bis dahin!