Mitten im Wandola country

Nach 3 Tagen in Champoton ging es schließlich weiter auf dem Highway 180 gen Nordosten. Wir ließen Campeche hinter uns und übernachteten in einem urigen Hotel in der Hauptstadt Merida. Am nächsten Tag ging es nach Uxmal, wo es eine berühmte Tempelanlage zu bestaunen gab. Es waren kaum andere Touristen unterwegs und man konnte sich frei auf dem Gelände bewegen. Genauso interessant wie die Gebäude waren auch die Tiere, neben vielen großen Waranen tümmelten sich in den Ritzen der alten Gemäuer unzählige kleine Fledermäuse, die einen tierischen Lärm machten.

Weiter ging es durchs Landesinnere in Richtung Cancún. Auf dem Weg kamen wir mal wieder in eine staatliche Verkehrskontrolle, die normalerweise mit ein wenig freundlichem Lächeln und kurzem „Gespräch“ beendet sind. Diesmal jedoch war Julia für einen kurzen Moment nicht angeschnallt und der Beamte witterte seine Chance: Er hielt die Hand auf. Wir blieben freundlich und fragten in unserem brüchigen spanisch, wieviel Pesos „Strafe“ wir denn nur zu bezahlen hätten. 60? „si.“ 100? „si.“ 80? „si.“ 200? „si.“ 150? „si, si…“ Im Endeffekt konnten wir nach 250 Pesos ( etwa 12 Euro) wieder vom Hof fahren. Für Situationen wie diese ist es ratsam, den Großteil des Geldes irgendwo versteckt zu haben und nur das „Bezahlportemonaie“ offen bei sich zu tragen. Ich habe schon Leute getroffen denen so 7000 Pesos abgenommen worden sind.

Unser nächster Halt war Chichén Itzá, die bekannteste aller Tempelanlagen in Nordamerika. Wir hatten dort nur etwa eine Stunde Zeit, doch das hat uns gereicht - Touristenmassen schieben sich über eingezäunte Pfade und an den Seiten stehen mehrere hundert Stände, die alle den gleichen Touritrödel verkaufen. „Come here, cheap cheap! Only wan dola! Meek ma dey! Wan dola!“ war die Dauerbeschallung beim Besuch. Hier waren wir endgültig im Pauschaltourismus angekommen. Jeder Depp, der in Mexiko Urlaub macht wird irgendwann mit dem Bus nach Chichén Itzá gekarrt, macht Fotos von den Majatempeln und kauft Schmuck oder Figuren bei einem der Standgeier. Die Tempelanlagen selbst jedoch sind dabei seit dem Ausbruch des Hypes gesperrt, die Horde Menschen würde ja auch alles nur platt trampeln. Ich kann Mexikoreisenden nur empfehlen einen Bogen um Chichén Itzá zu machen und stattdessen Uxmal oder andere, unbekanntere Anlagen zu besuchen.

In Tulum zeichnete sich ein ähnliches Bild ab - dort steht eine bekannte Majaruine direkt am Strand. Längst hat sich rumgesprochen, dass sich hier die reichen Europäer das Geld aus der Tasche ziehen lassen. Der Eintritt betrug etwa 42 Monatsgehälter. Am Eingang zeigt man Luftbilder des Geländes in Dauerschleife, aufdringliche Sombreroverkäufer versuchen ihr Glück - Chichén Itzá all over again. Neben mir in der Schlange war da noch ein Ostdeutscher Reiseführer, der seiner Truppe als Mexikaner verkleidet Shoppingtipps gab. „Ich muss hier weg“ sagte ich zu Julia, und anstatt aufs Gelände gingen wir zurück zum Auto und fuhren weiter nach Norden.

Glücklicherweise aber hat die Yucatan Halbinsel mehr zu bieten als überlaufene Tempelanlagen. Ein kleines Stück nördlich von Tulum befindet sich eine der Cenoten, eine Art natürliches Unterwassersystem. Dank ruckeliger Anfahrt waren vergleichsweise wenig Leute dort und das Wasser war angenehm kühl. Baden, Hängematten und Mojitos, dann wieder baden - es könnte schlimmer sein, weshalb wir den ganzen Tag dort verbrachten. Vor allem gegen Abend wird es in der Cenote Dos Ojos dunkler und wir hatten die gesamte Höhle fast für uns alleine.

5 Stunden, 4 Mojitos und einige traumatisierte Fische später verließen wir dezent schrumpelig die Anlage und fuhren in der Dämmerung nach Playa del Carmen. Dort hatten wir im Internet ein Schnäppchen geschossen und für gerade mal 10 Euro ein tolles Appartement bekommen. Direkt unterhalb von einem dicken Kerl, der permanent einen Papagei auf der Schulter sitzen hatte. Hola amigo. Die Stadt gilt als kleiner Bruder von Cancún und kann mit tollen Strandbars punkten. Bis nach Cancún war es schließlich nur noch eine Stunde Fahrt - unser Ziel für die verbleibende Woche hieß aber Isla Mujeres - mehr dazu im nächsten Eintrag!


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