Urlaub vom Urlaub

Isla Mujeres („Die Insel der Jungfrauen“) ist eine gerade mal 8 Kilometer lange Insel direkt vor dem Urlaubsort Cancún. Normalerweise nimmt man einfach ein Schnellboot, aber normalerweise hat man auch kein Auto dabei. Die Autofähre legt nur 3 mal am Tag ab und zockelt ganz gemütlich ans Nordende der Insel. Neben einer Handvoll Hotels und Resorts gibt es auch genau ein Hostel auf der Insel, welches mit seiner großen Strandbar auch gleichzeitig das Partyzentrum ist. Weißer Sandstrand mit Palmen, kleine Restaurants und viele junge Leute kann man sich mal eine Woche geben, dachten wir uns.

Der Plan war, an diesem belebten Ort einfach mal wieder im Auto zu schlafen. Allerdings war es dermaßen heiß im Auto, dass wir in einem See aus eigenem Schweiß ertrunken sind und gegen ein Uhr nachts genervt aufgaben. Wir schliefen schließlich einfach in einer Liege direkt am Strand - unterm Vollmond mit Meeresrauschen im Hintergrund - nicht bequem, hatte aber was! Um halb 6 morgens weckte uns der Besitzer des Restaurants, zu dem die Liegen gehörten mit einem unbezahlbaren WTF-Blick. Wir sind ja schon weg!

Wir nahmen uns schließlich ein Zimmer im Hostel und ließen einfach mal die Seele baumeln. Es war mein erstes Hostel nach Las Vegas, welches das erste Hostel nach Jasper in den kanadischen Rocky Mountains im März war. Beim Abendlichen Beachvolleyball sah ich dann zwei Gesichter, die ich irgendwo her kannte… echt jetzt? Die Tschechen Ondra und Kate, mit denen ich damals in Jasper feiern war, waren gleichzeitig mit uns auf Mujeres angekommen. Ein wirklich verrückter Zufall! Die Beiden quetschten sich am nächsten Tag auf die Matratze im Auto und wir erkundeten zu viert die Insel. Viel zu Erkunden gab es zwar nicht, aber das war auch in Ordnung. Erwähnenswert ist die Tortugranja, eine kleine Schildkrötenfarm an der Westküste der Insel. Jeden Abend werden hier unter Ausschluss der Öffentlichkeit etliche frisch geschlüpfte Babyschildkröten ausgesetzt, um eine möglichst hohe Überlebenschance für die bedrohten Tiere zu gewährleisten. Die Chance einer Schildkröte, nicht in den ersten Wochen verputzt zu werden liegt bei nur etwa 1%. Es sind einfach wahnsinnig tolle Tiere! Das wusste auch schon er hier.

Für Dienstag und Donnerstag hatten Julia und Ich jeweils zwei Tauchgänge gebucht. Ich habe natürlich erstmal um ein Haar das Boot verpasst, da ich ohne Handy keine Uhr mehr hatte und so Sachen wie die Uhrzeit auf der Insel sonst auch eigentlich ziemlich egal sind. Mit Statuen und Ähnlichem wurde vor der Insel ein künstliches Riff erschaffen, welches nun ein beliebter Tauchspot ist. Im Anschluss ging es noch an ein Riff, wo wir unter anderem einen majestätischen Steinfisch und einen großen Barracuda zu Gesicht bekamen. Für die Tauchgänge am Donnerstag mussten wir schließlich eine Fortbildung machen, da es bis auf 27m Tiefe hinab zu einem Schiffswrack gehen sollte. An diesem Tag war zudem die stärkste Strömung seit Monaten. Wir mussten uns daher regelrecht hinab kämpfen, während ein großer Spotted Eagle Ray die ganze Zeit neben uns her schwamm - super genial.

Das Schiffswrack war schließlich viel größer als Gedacht. In dieser Tiefe (fast 4 Atmosphere) braucht man natürlich deutlich mehr Luft als weiter oben, weshalb wir nicht viel Zeit hatten das Schiff zu penetrieren, um mal das Wort unseres Tauchguides zu benutzen. Von den 4 anderen Tauchern sind schließlich nur 2 am Wrack angekommen - einer lag kotzend im Boot und ein anderer ist in Panik zurück an die Oberfläche geschwommen. In solcher Tiefe durch den Rumpf eines Wracks aus dem zweiten Weltkrieg zu tauchen war ein irres Gefühl, und unzählige Fische hatten dieselbe Idee.

Ich Depp musste das Wrack natürlich anfassen, was direkt mit einer großzügigen Schnittwunde am Finger bestraft wurde. Klasse Flo. Durch die Lichtabsorbierung hatte die Wunde und das austretende Blut in dieser Tiefe eine dunkelgrüne Farbe, was wirklich gespenstisch aussah. Immerhin sind keine Haie gekommen! Die sahen wir dafür beim letzten Tauchgang, einen Nurse Shark und einen Reef Shark, womit wir wirklich wahnsinniges Glück hatten. Mein Gefühl bezüglich des Tauchsports war ja eigentlich eher so „meh“, aber die letzten beiden Tauchgänge waren wirklich aufregend! Leider gibt es keine Bilder.

Ich habe mehrere Tage gebraucht, mich von den letzten beiden Tauchgängen zu erholen. Irgendwie fühlte ich mich danach müde und dumm - es fiel mir schwer, mich auf eine Sache zu konzentrieren. „Dumme Menschen sind eh glücklicher“ dachten wir uns verbrachten die restlichen Tage ganz entspannt in der Hängematte und am Strand. Der Nordstrand der Insel ist dermaßen paradiesisch und kitschig, dass die Leute dort andauernd Selfies mit Kokosnuss in der Hand gemacht haben. Wir haben das mal sein gelassen ;)

 

Schließlich war es Zeit die Insel zu verlassen und wir verbrachten die letzte gemeinsame Nacht in einem alten Herrenhaus aus den 1930ern am Stadtrand von Cancún. Eigentlich wollten wir zu Julias Geburtstag nochmal nett Essen gehen, doch auch nach langer Suche fand ich nichts Gescheites und wir beschränkten und auf Sekt und Schokokuchen. Mehr braucht man ja auch eigentlich nicht! Schließlich musste ich auch Julia zum Flughafen bringen und das letzte Kapitel meiner Reise brach an… mehr Glück hätte ich mit meinen 3 Reisegefährten in den letzten 5 Monaten echt nicht haben können - danke Leute!

Die letzten 10 Tage meiner zweiten 18-Monatigen Weltreise verbrachte ich schließlich im Mezcal Hostel in Cancún. Ich hatte es bereits lange im Voraus gebucht, da ich schließlich noch ein Auto zu verkaufen hatte und mich auch irgendwie auf Zuhause einstellen wollte. Der Autoverkauf gestaltete sich schwieriger als gedacht, da man einen Wagen mit kanadischer Zulassung nicht an Mexikaner verkaufen darf und die meisten Urlauber nur für kurze Zeit (Saufen Ficken Tempel gucken!) dort waren. Über Facebook fand ich schließlich einen Deutschen, der irgendwann im Februar in Mexiko ankommt und den Wagen zurück nach Kanada fahren möchte. Ein blinder Autoverkauf ist nicht einfach und noch schwerer ist es, einen sicheren Stellplatz für 3 Monate im Großraum Cancún zu finden. Am Ende hat dann aber doch irgendwie alles auf den letzten Drücker geklappt und ich freue mich, einen würdigen Nachfolger gefunden zu haben. Jesse ist genauso abenteuerlich unterwegs wie ich, wenn ihr also einen Ersatzblog braucht während ich in Deutschland bin schaut doch mal hier vorbei. Nur bitte mit dem hier nicht überschlagen, Jesse :P 

Das Leben im Hostel war wie erwartet spaßig und nervig zugleich. Es erfüllte eigentlich so sämtliche Hostelklischees, die man mit der Zeit kennenlernt. Da gab es die paar Iren, die mehr Gesoffen haben als der Rest des Hostels zusammen. Der Amerikaner, dessen lustige Anmachtechniken ihm den Spitznamen „the crab“ einbrachten. Der ulkige Kanadier auf seinem Selbstfindungstrip, der mitten in der Nacht einfach anfängt zu weinen. Die Blondine aus Schweden, die beim Riesenjenga immer dort versuchte einen Stein von der Seite zu ziehen, wo die Mitte schon weg war. Und natürlich der unlustige Impro-Gitarrenspieler, der in keinem Hostel fehlen darf: „You are eating bread hahahaa, now you put cheese on it hohohoo“. Ansonsten wurden natürlich Freundschaften geknüpft, Tequila aus Bauchnabeln getrunken und nachts am Strand rumgelegen, was man eben so macht wenn man in Cancún ist.

Eines Nachts ging ich lieber mit Steffi und Pizza an den Strand, als mich von meinen 3 Zimmerkumpels zum Feiern überreden zu lassen. Die Entscheidung war gut: Als Flodo wieder zurück kam hatte der erste kein Handy mehr, der zweite hatte 5000 Pesos verloren und der dritte hatte 14 frisch genähte Stiche auf der Hand. Steffi ist übrigens tatsächlich eine Mexikanerin die ich dort kennengelernt habe - ihr Vater hat damals einfach zu viel Tennis geschaut und sie nach seinem Idol benannt.

Um Halloween war in Mexiko das Totenfest, welches den Meisten von euch aus dem neuesten James Bond bekannt sein dürfte. Hübsch geschminkt wurden die Bars und Clubs in der Umgebung unsicher gemacht. Da man in Flipflops nicht tanzen kann und ich seit einem halben Jahr keine Schuhe mehr besessen habe, waren am nächsten Tag im ganzen Hostel schwarze Fußspuren zu sehen.

Am 04.11.2016 war es schließlich soweit und 3 Jahre Weltreise kamen an ein Ende. Es war ein merkwürdiges Gefühl, mit nur einem Flug direkt wieder in der Heimat zu sein - bisher habe ich die Flüge ja immer mit Monate langen Stopovern gestreckt. Ich werde in den nächsten Tagen noch ein Fazit posten, danach gibt es hier dann vorerst keine weiteren Einträge…

Flo


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Kommentare: 1
  • #1

    Ananas (Sonntag, 08 Januar 2017 23:28)

    Fazit?